Bear – ///
2010 recht plötzlich und unerwartet stark auf den fahrenden Math-Zug aufgesprochen, fristen die vier Belgier Bear seither eher ein etwas stiefmütterliches Dasein in Mikrokosmos dieses Genres. Sträflich und vollkommen zu Unrecht übersehen, veröffentlichen die Herren aus Antwerpen starke Platten im (tiefer gestimmten) Akkord. Mittlerweile als Fixgröße bei Basick Records unterwegs, toppen sie sich auf ihrem dritten Album „///“ einmal mehr selbst und legen ihr bislang bestes Werk vor.
Was Bear so sympathisch macht, ist ihre erfrischende Herangehensweise an ein mittlerweile etwas ausgelutschtes Genre. Mathcore und Djent treffen auf moderne, extreme Metal-Sounds und sogar eine Prise Metalcore. Klingt komisch, funktioniert aber, wie unter anderem das mächtige „Childbreaker“ beweist. Die Belgier gehen sogleich in media res und peitschen diesen wilden Dreiminüter gekonnt voran. Klassische Djent-Riffs treffen auf wütende Growls, die wiederum von einer Mischung aus Shouts und Gesang torpediert werden. Das Tempo bewegt sich stellenweise auf Deathgrind-Niveau, der mächtige, zwischendurch eingeschobene Groove-Part raubt förmlich den Verstand. Und das ist nur einer von vielen Tracks.
Anstatt sich in die immer gleiche Endlosschleife zu stürzen, zerreißen Bear etwaige Konventionen in der Luft und erschaffen dadurch einen herrlich frischen, zugleich dennoch vertraut wirkenden Sound. Wenn beispielsweise „The Oath“ mit wütender Dillinger-Energie lossprintet und schließlich gen moderne und doch melodische Prog-Sounds abdriftet, macht das Laune. Wenn „Raw“ nach einem etwas durchwachsenen kurzen Instrumentalstück – die einzige wirkliche Schwachstelle dieser Platte – zwischen bleierner Blechstange und feiner Melodik wechselt, läuft der Nackenrotator auf Hochtouren. Zwischendurch bemühen ein „Blackpool“ oder „Construct.Constrict“ klassische Math-Klänge, die wiederum in ebenso eingängigen Metalcore-Refrains münden, zwischenzeitlich sogar alte Fear Factory-Platten zitieren.
Auf gewisse Weise mutet „///“, zumindest in einigen Abschnitten, vertraut an, doch gerade dieses Vermengen von bekannten Sounds und ungewöhnlichen, schroff-eingängigen Zutaten macht aus einem guten Album ein echtes Monster. Bear übertreffen sich einmal mehr selbst und liefern zugleich eine der besten modern-extremen Platten des noch jungen Jahres ab. Abgefuckt und doch so charmant – kaum eine zweite Band kann das aktuell so gut wie diese vier Männer aus Antwerpen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 07.04.2017
Erhältlich über: Basick Records (Membran)
Website: www.bearpropaganda.com
Facebook: www.facebook.com/bearpropaganda
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