Lost Dreams – Exhale
Live eine Institution, machten sich Lost Dreams auf Platte zuletzt relativ rar – „Blinded By Rage“ erschien bereits im November 2011. Untätig waren die Tiroler Melodic-Death-Metal-Urgesteine aber keineswegs. Frontmann Sebastian Brandauer gibt hier zwar sein Album-Debüt, ist aber bereits seit vier Jahren an Bord. Anders gesagt: Man spielte sich auf der Bühne ein, verfeinerte den gemeinsamen Sound und präsentiert sich auf „Exhale“ nun wie eine Einheit.
Tatsächlich sammelte sich in den letzten Jahren einiges an, mehr als eine Stunde an neuem Material sogar. Da ist natürlich auch ein wenig Verschnitt dabei. Gleich vorneweg: Es wäre auch ohne „Purple Clouds“ mit seinem leicht bizarren Scott-Stapp-Gesang und balladesken Mittelmaß gegangen. Kurz vor Schluss die Skip-Taste eingesetzt, schon geht der Rest der Platte klar. Mag man die Video-Auskopplung „Finding X“, geht auch der Rest des Albums in Ordnung. Die fünfeinhalb Minuten wirken vergleichsweise nett, punkten dafür mit feiner, überlegter Detailarbeit. Gleich mehrfach entlädt sich der Track, der Chorus bleibt hängen, dazu kommt eine herrlich bissige Lead-Gitarre – schönes Ding.
Wer es etwas härter und mächtiger mag, findet direkt davor „Kyrie Helleison“. Feister, pointiert marschierender Death Metal mit melodischen Elementen, fiesen Growls und kurzen, spitzen Screams geht angenehm an die Substanz. Zwischenzeitlich erinnern Lost Dreams ein wenig an Dark Tranquillity („Deluded“), packen einen fantastischen Heaven Shall Burn-Stomper aus („Bitter Pills“) und linsen in „Weight Of The World“ sogar mal kurz bei Amon Amarth vorbei.
Die Kunst bei „Exhale“: Trotz aller vertrauter Referenzen klingen Lost Dreams weiterhin nach Lost Dreams. Typische Genre-Einflüsse hin oder her, die Tiroler spielen sich auf ihrem neuen Album frei und zeigen, lange Wartezeit hin oder her, dass sich das gemeinsame Einspielen auf der Bühne mit verfeinertem Line-up gelohnt hat. Hier operiert eine hörbar gewachsene Band, die diverse kleine Hits aus dem Ärmel schüttelt und sich selbst von minimalen Schwachstellen nicht aus dem Konzept bringen lässt. Klar, ne Stunde Musik ist etwas sehr viel, spricht aber zugleich für die überbordende Kreativität von Lost Dreams. Beim nächsten Mal darf es dennoch ein klein wenig schneller gehen, wenn man denn so vermessen sein darf.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.05.2017
Erhältlich über: Massacre Records (Soulfood Music)
Website: www.lost-dreams.com
Facebook: www.facebook.com/LostDreamsMetal
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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