Low Flying Hawks – Genkaku
Zwei namenlose Multiinstrumentalisten mit seltsamen Pseudonymen machen aktuell die Doom- und Sludge-Szene unsicher. Die beiden Texaner EHA und AAL bezeichnen den Sound ihres Projektes Low Flying Hawks als ‚Ambient Metal‘, womit sie gar nicht so falsch liegen. Abermals von Melvins-Drummer Dale Crover und Mr. Bungle-Bassist Trevor Dunn unterstützt, nimmt ihr nun erscheinendes zweites Album „Genkaku“ (japanisch für „Halluzination“ oder „Illusion“) keine Gefangenen.
45 manische Minuten wie von einem anderen Stern entführen auf die psychedelisch angehauchte Ebene doomiger Finsternis. Im Opener „Smile“ ist sogar ein weiterer prominenter Gast zu hören. Kein Geringer als Melvins-Frontmann Buzz „King Buzzo“ Osborne gibt sich in diesen wuchtigen achteinhalb Minuten ein spektakuläres Stelldichein. Die erwartete Weirdness-Explosion bleibt aus und wird stattdessen durch Riff-Dickicht, verquere Zeitlupen-Action und halluzinogene Arrangierung ersetzt. Präzise Gitarrenarbeit und mächtiges Rhythmusgewitter sorgen für einen unerwartet erfrischenden Trance-Zustand.
Mehr davon? „Hallucination“, der Quasi-Titelsong schreitet mit schroffer, abgehackter Tombstones-Magie voran, das ebenfalls von Buzzo eingesungene „Space Wizard“ spielt geschickt mit alten Monster Magnet-Klängen und doomigem Fuzz, während „Uncool“ seinem Titel überhaupt nicht entspricht. Das vielleicht beste, wirrste Riff dieser Platte hypnotisiert. Wenn im finalen „Sinister Waves“ schließlich verquere Störeffekte mit überraschend metallischer Härte und gebündelter Durchschlagskraft kollidieren, ist doch wieder alles eitel, auch ohne Sonnenschein.
In sieben kurzweiligen Kapiteln stecken Low Flying Hawks ihren musikalischen Mikrokosmos geschickt ab, nur um sämtliche augenscheinlichen Be- und Eingrenzungen im nächsten Schritt wieder zu eliminieren. „Genkaku“ flirrt überall und nirgendwo herum, gibt sich selbst für Sludge- und Doom-Verhältnisse wirr und finster. Man kann von dem eigenwilligen Auftreten der anonymen Masterminds und den prominenten Gästen halten, was man will – der wuchtige und doch verdammt clevere Sound gibt den Texanern recht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.08.2017
Erhältlich über: Magnetic Eye Records (Soulfood Music)
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