Krane – Pleonexia
Was bedeutet es eigentlich für das Individuum, wenn plötzlich Krieg ausbricht? Und wie laufen solche kriegerischen Auseinandersetzungen eigentlich ab? In Zeiten bedrohlicher weltpolitischer Spannungen und fortgesetzter Flüchtlingswellen stellen sich Krane genau diese Fragen und erkennen sich wiederholende Abläufe. Das Quartett aus Basel besteht bereits seit fünf Jahren, nach dem relativ flott erschienenen Debütalbum „Ouroboros“ tauchte man aber erst einmal unter und musste sich sortieren. „Pleonexia“, dieses instrumentale Post-Rock-/-Metal-Wunderwerk, war die Wartezeit aber gewiss wert.
Ein Dreiteiler, der sich um die immergleichen Abläufe kriegerischer Handlungen dreht, wird zum Dreh- und Angelpunkt dieser Platte. „Strategic Level“, „Operational Level“ und „Tactical Level“ berühren und bewegen mit schierer Heavyness, durchaus klaustrophober Atmosphäre und energisch eingeflochtenen Samples verschiedener Reden, die sich unter anderem mit Kriegsflüchtlingen auseinandersetzen. Gerade „Operational Level“, dieses zwölfminütige Wunderwerk mit wiederholten Explosionen und schroffer Lead-Gitarre, bleibt hängen.
Selbst für Post-Metal-Verhältnisse wirkt der Krane’sche Sound außergewöhnlich und doch so vertraut. Bärbeißige Schwere, durchaus rasende Attacken und unorthodox gemischte Gitarren, deren Klang stellenweise (die letzten beiden Minuten von „Strategic Level“) eher an Post-Black-Metal-Vertreter erinnert, verwirren und verzücken zu gleichen Teilen. Symptomatisch auch „Combat“, keine zwei Minuten lang und überaus direkt – die perfekte Beschreibung der kurzen wie intensiven eigentlichen Gefechte, bevor „Aftermath“ brachliegende Schlachtfelder und verstummte Völker symbolisiert.
Szenisch mitreißend und in seiner brutalen Ehrlichkeit durchaus verstörend, entwickelt sich „Pleonexia“ zum schemenhaften Muster sämtlicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Selbst abseits des minutiös genau und eindrucksvoll illustrierten Konzepts begeistern Krane durchaus auf rein musikalischer Ebene. Ihr wuchtiger, stellenweise unorthodox inszenierter Post-Rock- bzw. Post-Metal-Sound setzt kleine und große Glanzlicher, begleitet von höchst beklemmender Atmosphäre. So schön und gleichzeitig zutiefst verstörend klingt aktuell keine zweite Band.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.10.2017
Erhältlich über: Czar Of Revelations (Soulfood Music)
Website: www.kraneband.ch
Facebook: www.facebook.com/kranepost
Letzte Kommentare