Movements – Feel Something
In so psychologisch aufgeschlossenen und emotional intelligenten Zeiten wie heute ist eine Bands wie Movements wichtiger denn je. Der Diskurs über psychische Erkrankungen, über Depression und Angstzustände gestaltet sich aktuell offener denn je, und das Quartett aus dem Süden Kaliforniens liefert den aufwühlend ehrlichen Soundtrack dazu. Ungeschönt und betont roh tanken sich die Post-Hardcore-Tracks ihres Debütalbums „Feel Something“ durch mentale Untiefen, setzen sich schonungslos mit geradezu lähmenden Erkrankungen auseinander, und lassen doch einen wichtigen Hoffnungsschimmer zu.
Zwei aufeinanderfolgende Songs beschreiben perfekt, wie nahe Licht und Schatten beisammen liegen können. „Daylily“ ist einer der seltenen Momente, in denen Patrick Miranda und Band Hoffnung machen, passend von einem verhalten sonnigen Arrangement mit unterschwelliger Incubus-Note unterstützt. Kaum glaubt man, alles würde sich zum Besseren wenden, schlägt „Deadly Dull“ vernichtend zu. Das herzzerreißende Highlight dieses Debüts beschreibt einen gutherzigen Mann, der zunächst seine Frau an Alzheimer verliert und schließlich selbst am tödlichen Vergessen erkrankt. Stille Tränen tropfen im emoesken Refrain.
„Feel Something“ beheimatet so manchen großen Moment. In „Deep Red“ versuchen sich Movements an ausladenden, durchaus episch angehauchten Strukturen. Auch hier taucht wieder eine Spur von Hoffnung auf, von feinsinnigen Melodien und durchaus proggigen Ansätzen gekonnt begleitet. Ein „Third Degree“ stürzt sich hingegen kopfüber ins schmerzverzerrte Chaos, von der schwermütigen Hymne „Colorblind“ gefolgt, die sich grandios mit Angstzuständen und Schockstarre auseinandersetzt. Neben der brachialen Härte eines „Under The Gun“ bleibt ebenso Platz für balladeskere Momente. „Submerge“ und „Fever Dream“ wirken musikalisch ein wenig flach, passen aber gut in den Kontext dieser Platte.
Starker Tobak? Absolut, aber eben auch eine verdammt wichtige Platte. „Feel Something“ ist Zeitgeist pur, auch wenn die darauf beschriebenen Erkrankungen und Leiden alles andere als ein Phänomen der Gegenwart sind. Movements kleiden diese in eine emotional aufgeladene Mischung aus Post-Hardcore und Emo, die in den ruhigeren, durchaus balladesken Momenten vielleicht eine Spur zu seicht wird, rundherum aber die ideale Balance aus hymnischer Intensität und lyrischer Relevanz findet – ein Debüt der großen Momente.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.10.2017
Erhältlich über: Fearless Records / Spinefarm Records (DL-Album)
Website: movementsofficial.com
Facebook: www.facebook.com/MovementsCA
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