Heave Blood & Die – Vol. II
Vor knapp zwei Jahren debütierten sie solide und brachial heavy, nun wollen Heave Blood & Die mehr. Das norwegische Doom-Sludge-Quintett bleibt seinem Sound weitestgehend treu, kehrt die melodischen Aspekte jedoch deutlicher hervor. Mehr Synthis, mehr Pop-Appeal und dennoch unheimlich schwerfällig – quasi das abgewrackte Aufeinandertreffen von YOB und Genghis Tron auf Platte. „Vol. II“ verstört und verzaubert gleichermaßen.
Nichts für schwache Nerven – eine Phrase, die man viel zu oft hört, und die hier doch so gut passt wie sonst selten wo. Dabei geht es mit „Plague“ noch relativ erwartungsgemäß los – vergleichsweise kurz und pointiert, aber schön heavy. Nach und nach treten die eingängigen Elemente deutlicher hervor, werden die Riffs durch Synths gedoppelt, was erst einmal gut kommt. Im folgenden „Harakiri“ legen die Norweger ihre Karten auf den Tisch. Zähes Doom-Tempo trifft auf bizarr anmutende Fanfaren, deutlich eingängigere Vocals und minutenlange Improvisationen über einer schlichten Melodie. Das ist durchaus starker Tobak.
Natürlich bleibt ausreichend Material für die Sludge-Doom-Fraktion vorhanden. „Brigade“ demonstriert beispielsweise, wie gut die beiden Welten miteinander harmonieren können. Dank Synthetik zieht es Heave Blood & Die in durchaus epische Gefilde, sogar eine Prise Occult-Rock taucht zwischenzeitlich auf, rundherum von monumental zähen Gitarrenwänden torpediert. Ein „Warsaw“ setzt die neuen Einflüsse ebenfalls vornehmlich zur Untermalung der Stimmung ein, wirkt dabei herrlich bärbeißig und packt zwischendurch richtig schön dreckigen Sludge-Doom aus.
Einen möglichen Einblick in die Zukunft bietet „Wealth Is Nothing“, das ein wenig nach Mastodon am Übergang von den schroffen Anfängen zur episch-proggigen Gegenwart klingt. Übergang ist letztlich auch das Stichwort, denn letztlich klingt „Vol. II“ wie das Album zwischen zwei Alben, wie die Vorbereitung auf die nächste Evolutionsstufe. Da ist schon mal ein wenig Verschnitt drinnen, denn gerade in der zweiten Albumhälfte hängen die Synthi-Ideen ein wenig in der Luft, doch zugleich zeigen sich spannende Zukunftsansätze wie auch letzte Reste der bärbeißig-modernen Brachialgewalt des Debüts. Sicherlich keine leichte, wohl aber eine spannende Platte mit so mancher versteckter Perle.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 19.01.2018
Erhältlich über: Blues For The Red Sun (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/hbdtromso
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