Your Memorial – Your Memorial

| 8. Januar 2018 | 0 Comments
Your Memorial

(c) Facedown Records

Plötzlich waren sie weg – unerwartet und doch viel zu schnell. Fünf Jahre nach ihrem letzten Album gaben Your Memorial ihre Auflösung bekannt, ein paar ausgewählte Abschiedsdaten und ein Abschluss-Release sollten folgen. Nie ganz in der Christian-Metalcore-Speerspitze angekommen, bot das Quartett aus Minnesota stets eine Alternative zum formelhaften Genre-Sound, bevorzugt für Querdenker. Daran ändert sich auch auf ihrer finalen EP, schlicht „Your Memorial“ betitelt, nichts.

Fünf schlanke Tracks, 20 Minuten Spielzeit – für Gefühlsduselei bleibt nicht viel Zeit, auch wenn der Klargesang etatmäßig sehr eingängig und butterweich rüberkommt. In Verbindung mit überwiegend knüppelharten Arrangements, die gelegentlich schon mal gen Mathcore und klassische (Extreme-)Metal-Gefilde schielen, kommen die harmonischen Vocals allerdings gut, wie auch im Rausschmeißer „Steadfast“. Der letzte Song der Band packt in den Strophen den Dampfhammer aus, wenn auch in reduziertem, beinahe doomigem Umfeld, nur um am Höhepunkt schließlich ein klein wenig auf die Tränendrüse zu drücken. Man wird sie vermissen, diese Your Memorial.

Davor feuern die US-Amerikaner ein kleines Hit-Feuerwerk ab, angefangen beim druckvollen „Degenerate“. Natürlich schimmert die typische Metalcore-Formel immer wieder mal durch, doch schaffen es zugleich nur wenige andere Bands, ihre martialischen Parts so intensiv und detailreich auszugestalten. Zwischen den Uptempo-Attacken von „Embers“ und der konstant ansteigenden Intensität von „Regenerate“ laufen kalte und warme Schauer den Rücken rauf und runter. „Anchor“ mischt den gängigen Songaufbau noch mal ordentlich durch, setzt zwischendurch auf emotionale Atmosphäre, und brüllt den Frust in die Welt hinaus.

Man wird Your Memorial vermissen, das zeigt sich mit dieser finalen EP nochmals. Vertraut und doch irgendwie anders, pflügen sie durch den Metalcore-Mikrokosmos und setzten gewohnt unorthodoxe Akzente. Zwischenzeitliche Eingänigkeit trifft auf komplexe Breaks und durchaus proggige Anleihen – ein abschließendes Ausloten der musikalischen Grenzen. Schade um das US-Quartett, die sich mit einem überaus adäquaten und verdienten Vermächtnis verabschieden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.11.2017
Erhältlich über: Facedown Records (Download-EP)

Facebook: www.facebook.com/yourmemorial

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Category: Magazin, Reviews

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