Primordial – Exile Amongst The Ruins
Zurück zur alten Schule, diese mutigen und durchaus spannenden Worte begleiten den Release des mittlerweile neunten Studioalbums von Primordial. Die irischen Metal-Legenden befinden sich bereits im 27. Jahr ihres Bestehens und schaffen es immer wieder, ihren Sound zu verfeinern und neue Geschichten zu erzählen. Auf „Exile Amongst The Ruins“ geht es um eine Art moralischen Verfall der europäischen Gesellschaft, gepaart mit Dekadenz und dem Vergessen des alten Magiekanons – Entfremdung und Egoismus, wenn man denn so will. Der Sound passt dazu.
Was aber bedeutet ‚old school‘ für Primordial? Der Opener „Nail Their Tongues“ bringt das in neun mitreißenden Minuten auf den explosiven Punkt. Von Beginn an fahren die Gitarren durch Mark und Bein, erhabene Momente treffen auf wuchtige, rasende Attracken. Die Iren bereiten den Weg für mehr und mehr Black Metal, ohne dabei vom klassischen Bandsound abzuweichen. Gerade in der zweiten Songhälfte nehmen wilde Attacken zu, das Tempo wird mitunter gewaltig in die Höhe geschraubt, und doch erkennt man unter der Blast-Action weiterhin die Meister bewegender Hymnen.
Es geht natürlich auch ganz anders: Der Vorbote „To Hell Or The Hangman“ sorgte mit seinen statischen Post-Punk-Drums und dem eigentümlichen Gitarrensound für Diskussionen. Mechanische Untertöne überraschen zunächst, funktionieren aber prima. Einzig das hochmelodische, an der Grenze zum Kitsch lustwandelnde „Stolen Years“ fällt etwas streitbar aus, gerade nach dem mit Post-Black-Metal-Elementen ausgestatteten Teilzeit-Dampfhammer „Upon Our Spiritual Deathbed“. Schließlich rufen Primordial im abschließenden „Last Call“ nochmals alles ab. Vom Blast-Gewitter bis zur manischen Hymne mit stilisierten Chören ist hier alles dabei.
Deutlich roher als „Where Greater Men Have Fallen“, letztlich aber eine logische Entwicklung: Hinsichtlich epischer Dimensionen konnten sich Primordial kaum weiter gen Decke stecken, also investierten die Iren in schroffe Breite. Die teils ruppige Präsentation von „Exile Amongst The Ruins“ überrascht zunächst, entpuppt sich letztlich jedoch als musikalischer Glücksfall. Mut zu alter und doch neuer, zuletzt brachliegender Power gibt den überdimensionalen Hymnen neue Antriebskraft. Großartige Texte und ebenso starker Gesang bleiben weiterhin Ankerpunkt komplexer Hymnen, die Primordial auch nach all diesen Jahren neu zu erfinden vermögen. Diese kreative Energie verdient Hochachtung, das daraus resultierende Mini-Meisterwerk wird so und so noch lange nachhallen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 30.03.2018
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.primordialofficial.com
Facebook: www.facebook.com/primordialofficial
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