Rolo Tomassi – Time Will Die And Love Will Bury It
Der latente Wahnsinn von Rolo Tomassi äußert sich auf Platte immer wieder in kuriosen Formen. Von Post Rock über Art-Punk bis zu Mathcore und Hardcore Punk wirft das Quintett um das Geschwisterpaar Spence alles mit wachsender Begeisterung in den Mixer. Bereits das letzte Album „Grievances“ war, wie schon so oft in der illustren Bandgeschichte, auf dem Sprung zu Größerem. „Time Will Die And Love Will Bury It“ löst nun endlich sämtliche Vorschusslorbeeren ein.
Rolo Tomassi sprechen von Optimismus und Vielschichtigkeit, die textlich wie musikalisch mitschwingen, und das kommt durchaus hin. Erstmals seit langem ohne Line-up-Wechsel zwischen zwei Releases ausgekommen, wirken die Briten filigraner und angriffslustiger denn je. Die ersten siebeneinhalb Minuten, gekrönt durch Eva Spences butterweiche Vocals im gen Post Rock schielenden „Aftermath“, werden vom folgenden „Rituals“ geradezu torpediert. Schwarzmetallische Blast-Attacken, verqueres Core-Chaos und fiese Screams führen das Zuvorgehörte genüsslich ad absurdum. Selbst die zuvor so besonnene Frontfrau schreit zwischenzeitlich ein wenig.
In weiterer Folge vermischen sich die beiden Welten zu einem kuriosen Hybrid verschiedenster Klangsphären. Ihre volle Klasse spielen Rolo Tomassi vornehmlich in den überlangen Tracks aus, deren nervöse Schizophrenie im besten Sinne verwirrt. So kollidieren in „A Flood Of Light“ glockenhelle, beinahe poppige Alternative-Momente mit furiosen Wutproben und kurzen Hackschnitzel-Husarenritten, die in „Contretemps“ schließlich gen Sigur Rós und Harakiri For The Sky schielen – eine unorthodoxe, letztlich aber ungemein sinnige Kombination. Wer hingegen mehr Aggression sucht, lässt sich von „Balancing The Dark“ multiple Math- und Blackened-Hardcore-Salven servieren, bevor ein jazziges Zwischenspiel in das vielschichtige „Alma Mater“ zwischen Popcore und Crust-Apokalypse führt.
Noch mehr Schönheit, noch mehr Hass, noch mehr verstörende Zwischenwelten: Rolo Tomassi wollen sich nicht festlegen und intensivieren stattdessen alles, was Band und Sound besonders macht. Ohne die nötige Ordnung im Chaos hätte das auch ganz schön nach hinten losgehen können, doch letztlich stimmt auf „Time Will Die And Love Will Bury It“ so ziemlich jede Note vom Hackbrett bis zum feinsinnigen Übergang. Es ist dies eine wilde Reise geworden, ein Husarenritt von progressivem Kitsch über totale Finsternis bis zur chaotisch angehauchten Kapitulation, und doch funktioniert die unerwartete Harmonie der einzelnen Bestandteile perfekt. Hut ab vor diesem Epos.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 02.03.2018
Erhältlich über: Holy Roar Records (AL!VE)
Website: www.rolotomassiband.com
Facebook: www.facebook.com/rolotomassiofficial
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