Leather – II

| 10. April 2018 | 0 Comments
Leather

(c) High Roller Records

Eine verkannte und jahrzehntelang verschwundene Legende klassicher Metal-Klänge feiert seit ein paar Jahren ein furioses Comeback. Leather Leone war in den 80er Jahren unter anderem Sängerin bei Chastain, brachte 1989 ihr Solodebüt „Shock Waves“ heraus und zog sich anschließend für ein knappes Vierteljahrhundert zurück. Seit ein paar Jahren ist sie wieder zurück bei Chastain, hat ein Projekt mit Sandy Sledge am Start und gibt nun sogar ihrer Solokarriere frische Impulse. Begleitet von ihrer weitestgehend brasilianischen Band, wirkt „II“ angenehm aus der Zeit gefallen und doch durchaus modern.

Zwei mächtige Wellenbrecher eröffnen das Album. Zunächst erinnert „Juggernaut“ ein klein wenig an Accept, bloß ohne Eierbeißer-Vocals. Leones aggressives, rauchiges Organ wirkt aktuell noch eine Spur knarziger, das furiose Tempo und die pointierten Gang-Shouts im Chorus passen ebenso perfekt ins Bild – mehr Metal-Perle geht nicht. Danach versucht es „The Outsider“ ein wenig leidenschaftlicher und getragener, wohl aber nach wie vor schön direkt. Leone selbst vergleicht den Track ein wenig mit Judas Priest zu Zeiten von „Screaming For Vengeance“, womit sie nicht ganz Unrecht hat. Zwischendurch eingestreute, etwas höhere Passagen verleihen dem Song die nötige Würze.

Es geht natürlich auch ganz anders, wohl aber konstant stilsicher. Aus „Sleep Deep“, dem Abschied von einem guten Freund, hätte ein übler Tearjerker werden können, doch Leather umschiffen etwaige seichte Klippen gekonnt und packen einen echten Monster-Refrain aus. Selbst die Halb-Ballade „Annabelle“ gelingt unwahrscheinlich souverän und brennt sich im Nu im Gehörgang ein. Das leicht ausgelatschte Metal-Riff von „American Woman“ bereitet eine kraftvolle, selbstbewusste Hymne vor, die zu Leones Showpiece mutiert. Mit „Black Smoke“ setzt es zwischendurch verhalten düstere Klänge und beschwörende Gesten – ebenfalls großes Kino.

„II“ klingt, als wäre Leather Leone nie weg gewesen. Ein Strauß mächtiger Hymnen und bissiger Arschtreter macht dieses Solo-Comeback nach knapp 30 Jahren zum Siegeszug. Gesanglich in absoluter Bestform und leidenschaftlicher denn je, liefert die Chastain-Frontfrau vielleicht sogar die Performance ihres Lebens. Natürlich profitiert sie von einer unangenehm gut aufgelegten Band und kurzweiligem Songwriting. 2018 ist Leone besser und relevanter denn je – eine mehr als angenehme Überraschung.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.04.2018
Erhältlich über: High Roller Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/LeatherLeone

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Category: Magazin, Reviews

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