Abraham – Look, Here Comes The Dark!
Wie klingt eigentlich der Untergang jeglichen Lebens auf der Erde? Klar, das liest sich ein wenig reißerisch, und doch lag dieser Gedanke in den letzten Jahren gar nicht einmal so fern. Für die Schweizer Post-Metal-Heroen Abraham war das genug Grund, ein Konzeptalbum über gleich zwei CDs bzw. vier LPs zu strecken. „Look, Here Comes The Dark!“ erzählt das Ende des irdischen Seins in vier aufwühlenden Kapiteln, begleitet von mutigen musikalischen Experimenten.
Das erste Viertel erzählt den Untergang der Menschheit und den panischen Versuch der Überlebenden, das Chaos zu überstehen. „Ride The Last Sunrise“, der Album-Opener, steht stellvertretend für diese künstlerische Vision. Selbst ein wenig Klargesang hat sich anfangs noch eingeschlichen, umgeben von erhabenen Post-Metal-Klängen, die nach und nach verfallen. In „Hyperoïne“ treiben Abraham die kaputte Selbstzerfleischung schließlich auf die Spitze und lassen kurze Synthi-Wände Einzug halten. Im folgenden Kapitel gewinnt die Natur wieder die Oberhand, illustriert durch das zähe, doomige „Dead Cities“ oder den furiosen Husarenritt „Rise, Goddess“ mit seinen spitzen Schreien.
Im dritten Viertel kontrolliert ein einziger überlebensgroßer Organismus das letzte Leben auf dem Planeten, was Abraham zu musikalischen Experimenten verleitet. „Sanctuaire“ mischt Elemente von Shoegaze und Psychedelia in den gängigen Sound ein, das finstere „God Mycelium“ lässt sogar vereinzelte Jazz-Elemente erkennen. Im Schlussakt treibt die Erde als leerer, desolater Gesteinskörper durch das All. Die Schweizer nehmen das Tempo komplett raus und drehen doomige Klänge sogar in Richtung Drone. Das monumental-destruktive „Erth“ und das sukzessive in sich selbst zusammensackende „Space Departure“ illustrieren die letzte Reise des einstigen blauen Planetens gleichermaßen eindrucksvoll wie beklemmend.
Ein solches Konzeptalbum ist an und für sich eine mutige Sache, gerade bei 112 Minuten Spielzeit. Jeglicher Versuch, „Look, Here Comes The Dark!“ in seiner Gesamtheit zu beschreiben, ist nahezu zum Scheitern verurteilt, und doch ringt dieses Opus Magnus der Schweizer Abraham Respekt ab. Nicht nur das, das Doppelalbum wächst mit jedem Durchlauf, legt begeisternde Details frei und reißt auf geradezu hypnotisierende Weise mit. Zwischen Post Metal, Doom und Sludge ist den Schweizern eine potentielle Platte für die Ewigkeit gelungen, mit der sie endgültig aus dem Schatten ihrer prominenten Label-Kollegen The Ocean treten und sich verdient als eigene, überlebensgroße Entität etablieren.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 11.05.2018
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Website: www.abrahamband.com
Facebook: www.facebook.com/abrahamtheband
Letzte Kommentare