Soft Kill – Savior
Nach dem schier endlosen Tourzyklus zu „Choke“ drohte Tobias Graves Leben auseinanderzufallen. Der Frontmann von Soft Kill musste mitansehen, wie seine hochschwangere Frau fast verblutete und sein neugeborener Sohn wochenlang an Schläuchen hing – eine außerordentliche emotionale Belastung, gerade als sich Grave von seiner Drogenabhängigkeit befreit hatte. Sämtliche düsteren Gefühle steckte er in seine Post-Punk-Band, die mit „Savior“ ihr bis dato finsterstes Album veröffentlicht.
Hoffnungslosigkeit und der Versuch, sich irgendwie aus dem Loch zu ziehen – Gefühle, die jedem einzelnen der zehn Tracks innewohnen. Für zarte Seelen ist diese noisige und tiefst betrübliche Fast-Cure-Hommage gewiss nicht geeignet. Die Songs wurden dafür richtig großartig. Tracks wie „Bunny Room“ bedrücken alleine schon aufgrund ihres Titels, geben sich auf musikalischer Ebene noch dazu geradezu unverschämt schroff und zerstörerisch. Schwelende Gitarrenbrände, angedeutete Synthi-Exkurse und die, pardon, Grabesstimme des Frontmannes schädigen das emotionale Gefüge dauerhaft.
Wenn in „Do You Feel Nothing?“ Uptempo-Drums einsetzen und gen Fast-Selbstaufgabe tragen, reißt das mindestens so mit wie der sechsminütige Titelsong. „Savior“ entschleunigt komplett und wagt sich in die emotionalen Abgründe des Verzweifelten hinab. Einen Erlöser, so scheint es, gibt es nicht. „Trying Not To Die“ deutet melodische Hoffnung an, bricht zugleich zwischen den Zeilen und trägt zu jenem Kollaps, den „Cry Now Cry Later“ vorantreibt. Erst die schroffen Gitarren des mit Shoegaze-Untertönen versehenen Rausschmeißers „Hard Candy“ reißen aus der Lethargie.
Wie sich Grave den Schmerz aus den Lungen flüstert, fährt durch Mark und Bein. Jeder Zeile von „Savior“ wohnen Schmerz und Verzweiflung inne, getragen von wunderbar songdienlicher und zugleich Atmosphäre schaffender Musik. Man darf sich mitgerissen fühlen, zutiefst aufgewühlt und unwahrscheinlich beeindruckt – ein Post-Punk-Album für die Ewigkeit. Und doch gibt es eine wunderschöne Nachricht zum Schluss: Frau und Sohn sind mittlerweile wohlauf.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 11.05.2018
Erhältlich über: Profound Lore Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/softkillportland
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