Aborted – TerrorVision
Egal wie schräg und kaputt sie gerade unterwegs sind, Aborted verkennen den Ernst der Lage nie. Zumindest nehmen sie ihre Musik ernst, und das seit mittlerweile über 20 Jahren. Die belgische Deathgrind-Institution legt spannende Schlachtplatten im lockeren Zwei-Jahres-Rhythmus vor, und das scheint sich vorerst auch nicht zu ändern. Und doch wollten sie auf „TerrorVision“, ihrem mittlerweile zehnten Studioalbum, ein paar Sachen anders machen.
Eine Spur eingängiger sollte es sein, diese Platte, zumindest für Genre-Verhältnisse. Mehr abgefuckte Melodien, mehr Groove und mehr Wiederholungen, begleiten die elf neuen Songs. Zudem wagt Sven De Caluwe einen Perspektivenwechsel und analysiert dieses Mal aktuelle Geschehnisse aus dem Blickwinkel von Horrorfilmen aus den 80er Jahren. Von der großen musikalischen Revolution zu sprechen, wäre aber verkehrt, obwohl das angenehm schwerfällige „Vespertine Decay“ durchaus die Grenzen auslotet. Natürlich bleibt die Geschwindigkeit unwahrscheinlich hoch, und doch packen Aborted epische Anleihen und verkappte Eingängigkeit aus, falls man das bei Deathgrind überaus so sagen kann.
Klar, an der Ausnahmeklasse der Band gibt es weiterhin rein gar nichts zu rütteln. Wie der Titelsong „TerrorVision“ zum Vollsprint ansetzt und mehr und mehr komplexe Elemente auspackt, das Arrangement förmlich mit Tech-Spezialitäten anreichert, ringt Respekt ab. Ein „A Whore D’oeuvre Macabre“ bemüht sich hingegen um kompakte, überaus bissige Sounds und übt den brachialen Vollsprint. Und „Squalor Opera“? Platziert sich irgendwo zwischen den Stühlen, scheint sich selbst zu überschlagen und bleibt letztlich doch stets in Kontrolle über sämtliche Sinne.
Gezieltes Finetuning bekommt Aborted richtig gut. Oberflächlich scheint sich „TerrorVision“ nicht übermäßig von seinen Vorgängern zu unterscheiden, und doch machen die Belgier mit kleinen Details und neuen Ansätzen eigentlich alles richtig. Brachialgewalt landet auf dem Seziertisch und wird deutlich kompakter, präziser, unnachgiebiger gestaltet. Mit Groove und dezenter Melodik angereichert, gelingt der Band ein neuer kleiner Überflieger im breiten Extreme-Feld, der Routine und Spielfreude wie nur wenige andere Alben miteinander verbindet.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.09.2018
Erhältlich über: Century Media Records (Sony Music)
Website: goremageddon.be
Facebook: www.facebook.com/Abortedofficial
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