Deicide – Overtures Of Blasphemy
So etwas wie Stress kennen Deicide nicht. Die Death-Metal-Veteranen rehabilitierten sich vor knapp fünf Jahren mit durchaus interessanten „In The Minds Of Evil“ nach einer mehrjährigen kreativen Durststrecke. Klar, kurz vor dem 30. Geburtstag 2019 ist ‚Kreativität‘ bei einer Band von diesem Kaliber relativ zu sehen. Und doch wirken die US-Amerikaner in ihrem aktuellen Lineup so stark wie seit Jahren, ja sogar Jahrzehnten nicht mehr. „Overtures Of Blasphemy“ kehrt fast sogar zu alter Klasse zurück.
Überraschungen bleiben natürlich aus: Wuchtiger Death Metal, bevorzugt etwas flotter serviert, trifft auf Glen Bentons angenehm böse Texte. Ausnahmsweise wettert er nicht nur gegen das Christentum, sondern gegen alle organisierten Religionen, und nimmt noch ein paar persönliche Dämonen mit auf Weg. Außerdem schrieb er erstmals seit „Trixifion“ – 1992 (!) auf „Legion“ erschienen – wieder selbst Songs, und zwar gleich drei Stück. Natürlich klingt das nach klassischer Deicide-Kost, wenn auch ein wenig offener gehalten. Gerade die Solo-Abteilung im Opener „One With Satan“ wirkt ungewohnt melodisch, das Arrangement generell in bestem Sinne abgefuckt.
Und so setzt es tatsächlich gleich mehrere Highlights auf diesem neuen Album. „Flesh, Power, Dominion“ zählt zu den unscheinbareren Stücken und spielt mit Old-School-Elementen. Die unnachgiebige Attacke mit der Brechstange kommt aber gut, wird mit jedem Durchlauf besser. „Excommunicated“ lehnt sich zunächst an den frühen Slayer an, bevor Beton mit Beschleunigungsstreifen angerührt wird. Auch der zweite Vorbote „Seal The Tomb Below“ mit infernalem Fast-Chorus und das angenehm dreckige, brutale „Crucified Soul Of Salvation“ bleiben hängen.
Knapp 38 Minuten, weitestgehend im Vollsprint vorgetragen, lassen echte Überraschungen weitestgehend vermissen. Klar, Benton schrieb ein paar Songs, ansonsten sollte „Overtures Of Blasphemy“ aber kein großes Aufsehen verursachen. Doch, mitnichten: Reihenweise gute bis hervorragende Songs, die gelungene Produktion zwischen alter Schule und modernen Aspekten sowie unheimlich viel Attitüde lassen Deicide so gut wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr klingen. Benton und Konsorten erheben endlich wieder Ansprüche auf den Thron. Damit war nicht zu rechnen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.09.2018
Erhältlich über: Century Media Records (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/OfficialDeicide
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