Voivod – The Wake
Für eine so legendäre wie einflussreiche Band wie Voivod ist Zeit immer schon relativ gewesen. Weit über fünf Jahre vergingen seit dem starken „Target Earth“, zwischendurch gab es eine erste gemeinsame EP mit Neu-Bassist Dominic ‚Rocky‘ Laroche. Und nein, lumpen lassen sich die Kanadier auch nach über 35 Jahren nicht mehr. „The Wake“ stürzt sich abermals Hals über Kopf in genussvoll angethrashte Progressive-Gefilde, begleitet von einem beinahe schon obligatorischen Sci-Fi-Konzept.
Schon der Aufgalopp „Obsolete Beings“ demonstriert eindrucksvoll, dass es die Prog-Thrash-Legenden nach wie vor ernst meinen. Es dauert ein klein wenig, bis sich die Gitarre aus dem Dickicht arbeitet, dann übernimmt aber sofort Snakes einnehmende Präsenz zwischen Harmonie und bissigem Skandieren. Die Melodieteppiche zeigen, wer für Mastodon in den letzten Jahren besonders wichtig war. In dieser angenehm bissigen und doch verspielten Gangart bewegt sich übrigens auch „Iconspiracy“. Zwischen Streichern aus der Dose und wütenden Doublebass-Salven eröffnen sich kuriose Gräben zwischen heavy und harmonisch.
Dass Voivod auf „The Wake“ noch eine deutliche Spur proggiger als zuletzt unterwegs sind, untermauert „The End Of Dormancy“ eindrucksvoll. Klar, das ließe sich schon alleine am Refrain mit seinen jazzigen Harmonien festmachen, aber auch die sperrigen, instrumentalen Passagen mit schiefer Math-Optik und Rockys feinsinniger Bassarbeit – ein echter Gewinn für die Band – können sich sehen und hören lassen. Natürlich treibt das abschließende „Sonic Mycelium“ das Geschehen auf die Spitze. Über zwölf Minuten Voivod-Action? Ja, und das ohne wirklichen Leerraum (einzig das Outro wurde unnötig in die Länge gezogen). Die Kanadier scheinen das gesamte Album Revue passieren zu lassen, gehen mit ungewohnter Brachialgewalt voran und lassen doch überwiegend die feine Klinge über vertrackte Rhythmen walten.
Natürlich wirkt „The Wake“ vertraut, tankt sich durch einen über Jahrzehnte kultivierten und etablierten Sound-Mikrokosmos, ohne sich dabei jedoch zu wiederholen. Tatsächlich klingen Voivod stellenweise so hart wie seit 15 Jahren nicht mehr, während die Harmonien an anderer Stelle geradezu zum Träumen verleiten. Und ja, die komplexen, mit Math Metal flirtenden Fingerübungen kommen, nach kurzer Eingewöhnungszeit, ebenfalls verdammt gut. Voivod packen abermals einen kleinen, potentiellen Klassiker in der keineswegs an Highlights armen Band-Diskographie aus. Je oller, desto doller? Könnte im Falle der kanadischen Legenden absolut zutreffen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 21.09.2018
Erhältlich über: Century Media Records (Sony Music)
Website: voivod.net
Facebook: www.facebook.com/Voivod
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