Shining – Animal

| 15. Oktober 2018 | 0 Comments
Shining

(c) Christoffer Krook

Raus aus dem Alltag, auf zu neuen Ufern: Shining aus Norwegen, die Erfinder des Blackjazz, lassen ihren ikonischen Sound hinter sich. Industrial, Jazz und metallische Düsternis sind passé, das neue Album soll laut Mastermind Jørgen Munkeby mehr nach Muse als Meshuggah, mehr nach Biffy Clyro als Burzum klingen. Tatsächlich experimentiert „Animal“ nun mit Pop- und Alternative-Sounds, und das gar nicht mal so schlecht.

Nach dem komplexen wie – im besten Sinne – verwirrenden „International Blackjazz Society“ wirken die neuen Songs schon sehr gewöhnungsbedürftig. Der Titelsong, zugleich erste Single, zeigt sich zwar schön heavy und bissig, arbeitet jedoch mit deutlich lineareren Strukturen. Das geht von der ersten Sekunde an ins Ohr, wobei die melodischen, bombastisch angehauchten Passagen gerne mal Devin Townsend zitieren. Ein wenig schrille Brachialgewalt bleibt im Refrain erhalten, passt letztlich aber prima ins Bild.

Dass ausgerechnet im vermeintlich kriegerischen „Fight Song“ ein waschechtes Nickelback-Riff auftaucht und sogleich in eine von Synths begleitete Strophe führt, ist an Ironie kaum zu überbieten. Und doch brennt sich der Track sofort ein, auch weil die schrillen Alternative- und Prog-Elemente prima miteinander harmonieren. In „End“ wird es sogar regelrecht hymnisch und eingängig, verkappt radiofreundlich. Ein „Take Me“ spuckt hingegen um sich, während rundherum Erinnerungen an frühe Enter Shikari wach werden. Selbst für waschechte Balladen bleibt Platz. In „Hole In The Sky“ liefert sich Munkeby ein bewegendes, elektronisch behaftetes Duett mit der norwegischen Sängerin Linnea Dale – weiter weg von Blackjazz geht nicht.

Ganz schön starker Tobak, dieses „Animal“. Aber, und darauf kommt es ja letztlich an: Die Platte kann verdammt viel. Ist der erste Schock überwunden, dass Shining nun urplötzlich wie eine andere Band klingen, machen die poppigen, proggigen und muskulösen neuen Songs richtig Laune. Mächtige Harmoniebögen, dicke Industrial-Riffs und unverschämt eingängige Refrains schaffen metallische Hits vom Feinsten. Das wird sicher viele alte Fans vor den Kopf stoßen, rein qualitativ ergibt dieser Schritt jedoch Sinn. Shining haben alles in ihrem ureigenen Genre erreicht und ausgelotet. Die neuen Ideen wissen zu unterhalten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.10.2018
Erhältlich über: Spinefarm Records (Universal Music)

Website: www.shining.no
Facebook: www.facebook.com/shiningnorway

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Category: Magazin, Reviews

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