Ultha – The Inextricable Wandering
Zumindest thematisch wollen Ultha anders unterwegs sein als andere Black Metal-Bands. Wo diese ihre Inspiration aus religiösen und mytholischen Gefilden beziehen – oft als scharfes, gerne schon mal verurteilendes Gegenargument formuliert -, richtet das deutsche Quartett den Blick nach innen. Das mittlerweile dritte Album „The Inextricable Wandering“ wurde als Konzeptalbum über Ängste verschiedenster Art angelegt und erfuhr, gerade angesichts lokal- und weltpolitischer sowie sozialer Entwicklungen der vergangenen Monate, eine krasse Intensivierung.
Repetition zählt zu den schärfsten Waffen Ulthas, was angesichts der überlangen Songs keine große Überraschung sein dürfte. Zugleich tummeln sich pure Aggression und tief eingebrannte Melancholie auf 66 manischen Minuten. Das eröffnende „The Avarist (Eyes Of A Tragedy)“ bringt diesen Wahnsinn auf den Punkt. Ja, gut 14 Minuten Spielzeit ist viel, vielleicht sogar etwas sehr viel. Und doch braucht es jede einzelne Millisekunde, um eben jene intensive, kaum in Worte zu fassende Atmosphäre zu erzeugen. Ralph Schmidts furiose Growls – dem einen oder anderen noch von den viel zu früh verblichenen Planks bekannt – geben den Takt vor für einen zunächst angenehm behäbigen, dann unwahrscheinlich brutalen und spannungsgeladenen Song.
Eigentlich lässt sich fast jeder einzelne Track dieses Albums als Beispiel für die durchgeknallte Power dieses Drittlings heranziehen, auch wenn „There Is No Love, High Up In The Gallows“ und „We Only Speak In Darkness“, rein technisch gesehen, zwei überlange Interludes sind. Vom heiseren „Cyanide Lips“ bis zum zwischenzeitlich mit melodischen und nordischen Elementen angereicherten „With Knives To The Throat And Hell In Your Heart“ stimmt alles; und dann setzt „I’m Afraid To Follow You There“ einfach noch einmal einen drauf. Überlang isser, dieser Rausschmeißer, schielt gen 19 Minuten, und geht mit seinen doomigen, fatalistischen Untertönen unter die Haut. Ein bisschen Post-Black Metal hat sich in den Mix verirrt, komplette Selbstaufgabe ebenso.
Von zwei überlangen, erst nach mehreren Durchläufen halbwegs greifbaren Monolithen flankiert, ist „The Inextricable Wandering“ gewiss keine Platte, über die man mal eben ganz schnell drüberhören kann. Mehr noch, ohne entsprechende Geduld und passendes Sitzfleisch lässt sich dieses so gewaltig lange, unnachgiebige, brachiale Werk eigentlich nicht erfassen. Und doch liegt Genialität hinter diesem Übermaß an Repetition begraben, begleitet von unwahrscheinlicher musikalischer Cleverness, überraschendem Detailreichtum – da muss man schon einige Male sehr genau hinhören – und furioser, unmenschlicher Power. Ultha schaffen ihr bisheriges Meisterwerk und debütieren mehr als angemessen bei Century Media.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 05.10.2018
Erhältlich über: Century Media Records (Sony Music)
Website: templeofultha.com
Facebook: www.facebook.com/templeofultha
Letzte Kommentare