The Ocean – Phanerozoic I: Palaezoic

| 2. November 2018 | 0 Comments
The Ocean

(c) Jo Fischer

Was kann man über die Ausnahmeband The Ocean noch sagen, was in den vergangenen 15 Jahren nicht bereits vielfach niedergeschrieben wurde? Das Kollektiv um Mastermind Robin Staps entwickelte Post Metal entscheidend weiter, schlug (und schlägt) musikalische Brücken, und glänzt dabei mit großartiger Konzeptkunst, welche aus verschiedenen Erdzeitaltern wichtige Erkenntnisse für das Hier und Jetzt gewinnt. „Phanerozoic I: Palaezoic“, das erste vollwertige Studioalbum seit fünf Jahren, schlägt ein neues Kapitel auf.

Konzeptuell zwischen „Precambrian“ und dem Duo „Heliocentric / Anthropocentric“ angesiedelt, verzichten The Ocean darauf, das Rad neu zu erfinden, und nehmen stattdessen Finetuning vor – warum auch nicht? Wer seinen Sound längst gefunden hat, tut gut daran, diesen zu pflegen. Bereits das nach einem kurzen Intro einsetzende „Cambrian II: Eternal Recurrence“ deutet auf eine Spur mehr Melodik hin. Synthesizer flammen immer wieder auf und sind die wohl wichtigste neue musikalische Facette dieser Platte. Rundherum zeigt sich viel Bewährtes. Gerade Loïc Rossetti ist in Bestform, wechselt spielend zwischen fiesen Growls und unwahrscheinlich dickem Klargesang, während der Track an sich mit jeder Sekunde intensiver und anmutiger wird. Ein wenig Sludge und Doom schimmern durch, obligatorische Zwischenspiele und scharfkantige, rein instrumentale Abschnitte verdichten das Geschehen.

Natürlich kennt man so manches Kapitel bereits, vor allem das grandiose „Devonian: Nascent“. Jonas Renske von Katatonia betritt die Bühne für eine elfminütige Tour de Force. Von dicken Melodieteppichen, welche natürlich an seine Hauptband erinnern – Soundschmied Jens Bogren kümmerte sich passenderweise um Mix und Mastering – bis zur ungeahnten Intensivierung des Geschehens mit Brachialgewalt und schroffer Power zum Schluss stimmt hier alles. Ähnlich funktioniert übrigens auch das nicht minder fantastische „Silurian: Age Of Sea Scorpions“, für das sich The Ocean sogar durchaus progressiven Strukturen annähern und ein paar Synth-Fanfaren vom Stapel lassen.

Etwas überraschend – und mehr denn je – nähern sich The Ocean stellenweise durchaus cineastischen Gefilden an. Insgesamt fällt „Phanerozoic I: Palaezoic“ für Band-Verhältnisse eingängiger aus, nimmt die schroffe Wut und das instrumentale Kargland immer wieder zurück, um Platz für Melodien und für große Gesten zu lassen. Keine Frage, an der Band-DNA an sich verändert sich nichts, man nimmt bloß eine weitere Facette in Angriff und liefert, quasi im Vorbeigehen, ein weiteres Ausnahmealbum ab. Bis zum zweiten Teil muss man allerdings geduldig sein, denn der soll erst 2020 erscheinen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 02.11.2018
Erhältlich über: Pelagic Records / Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/theoceancollective

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Category: Magazin, Reviews

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