Doomina – Orenda
Die wohl beste Post-Rock-Band des Landes ist wieder da. Endlich, möchte man fast sagen, dabei sind seit der letzten Platte keine drei Jahre vergangenen. Nach mehreren Überfliegern, darunter dem zeitlosen Klassiker „Beauty“, will man einfach mehr von Doomina hören. Die Klagenfurter beherrschen die große Kunst instrumentale Gitarrenmusik mit spannenden narrativen Fäden zu verflechten. Auf „Orenda“ zelebrieren sie jene Kraft, die sämtliche Lebewesen, Geister und Elemente miteinander verbindet.
Vielleicht ist es mittlerweile müßig, über die große Klasse des Quartetts zu schreiben, schließlich scheint man sich im Kreis zu drehen. Und doch wird man nicht müde, das außerordentliche Händchen für starkes Songwriting zu betonen. Dabei führte der Vorbote „I, Barbarian“ noch auf die falsche Fährte. Von derlei schroffen Tönen und überraschend metallischer Heavyness ist ansonsten herzlich wenig zu hören. Viel typischer für diese Platte ist da schon „The Voynich Manuscript“. Hier nehmen Doomina vergleichbare Klänge in ihren gewohnt ausladenden, mit atemberaubender Präzision auf den Höhepunkt zusteuernden Sound auf und glätten etwaige Kanten durch epische Anwandlungen – so einfach und doch so stark.
Schnell zeigt sich, dass die Kärntner rein gar nichts verlernt haben. „Soyuz II“ lebt von seinem ellenlangen Aufbau und deutet gleich mehrere kleine Explosionen an, die allerdings ausbleiben. Wenn zum Schluss hin schließlich dicke Riff-Kaskaden vom Himmel prasseln, reißt das mindestens so mit wie das stete Hin- und Herwogen von „The Thing With Feathers“. Geschickt die Elf-Minuten-Grenze sprengend, gehen Doomina hier schon früh in die Vollen, bevor ein ausladendes Zwischenspiel auf einen weiteren großartigen, alles umarmenden Moment instrumentaler Schönheit vorbereitet.
Wie schon auf den letzten Platten verlangt auch „Orenda“ ein wenig Anlaufzeit, vor allem da sich hier überraschend viel Schönklang und Harmonie findet, geradezu freundliche Momente, in klassische Post-Rock-Strukturen eingeflochten. Das mutet zunächst verhältnismäßig gewöhnlich an, entfaltet seine volle Strahlkraft erst beim zweiten, vielleicht sogar dritten Blick. Kleine Widerhäkchen, überraschende Wendungen und verhaltene Experimente führen ein weiteres Mal ohne Umwege zum Überflieger. Ein weiteres Mal können Doomina mit einem wahren Geniestreich begeistern und setzen somit ihre unheimliche Serie überaus souverän fort.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 19.10.2018
Erhältlich über: Noise Appeal Records (Hoanzl)
Facebook: www.facebook.com/doominamusic
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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