Sulphur Aeon – The Scythe Of Cosmic Chaos
Für ihre ersten beiden Alben wurden Sulphur Aeon als echte Innovatoren gefeiert. Der Death-Metal-Sound des Quintetts aus Nordrhein-Westfalen – man existiert ausschließlich in Anfangsbuchstaben, mehr muss auch nicht sein – überwindet Grenzen, nimmt melodische Erhabenheit ebenso mit wie progressiv angehauchten Wahnsinn und schwarzmetallische Brachialgewalt. „The Scythe Of Cosmic Chaos“ nimmt abermals keine Gefangenen und mischt kurz vor Jahresende die Bestenlisten ordentlich auf.
Wo Sulphur Aeon mittlerweile genau einzuordnen sind, liegt freilich im Auge des Betrachters, und wohl kaum ein Song illustriert dieses ‚Dilemma‘ so gut wie „Veneration Of The Lunar Orb“. Ist das überhaupt noch Death Metal? Anders gefragt: Ist das nicht eigentlich egal? Von den rasenden Attacken nebst fiesen Growls über feinsinnige Melodik bis zur geschickten Tempo-Verschleppung zwischendurch stimmt in diesen gut fünf Minuten so ziemlich alles. Ein „Cult Of Starry Wisdom“ zäumt das Pferd im Übrigen von hinten auf, und das noch dazu als Opener. Hier hangelt sich das Quintett von der vermeintlichen Gemächlichkeit gen rasende Wut, dann wird es plötzlich unerwartet melodisch. Selbst ein Hauch von Voivod verirrt sich in diesen Auftakt.
Und so gehen die Wogen immer wieder hoch, vor allem im Herzstück „Sinister Sea Sabbath“. Im Vorbeigehen, quasi, über die Neun-Minuten-Marke gehüpft, entladen sich hier immer wieder aufs Neue geradezu fiese Melodiebögen, von bleierner Schwere und unerwarteten Fast-Groove-Einschüben gebrochen. Pointierte Zäsuren passen prima zu angedeuteten Blast-Attacken und skandinavisch geprägtem Todesstahl. Im direkten Anschluss zeigt sich „The Oneironaut – Haunting Visions Within The Starlit Chambers Of Seven Gates“ dafür komplett überdreht, unwahrscheinlich wild, proggig und stellenweise sogar schrill – ein manischer Trip der besonderen Sorte.
Abermals entziehen sich Sulphur Aeon geschickt jeglichen Kategorisierungsversuchen, platzieren sich gemächlich zwischen den Extremen und entladen sich stattdessen wiederholt mit sämtlichen Facetten des ach so tiefschwarzen und doch verkappt bunten Sounds. „The Scythe Of Cosmic Chaos“ klingt tatsächlich wie ein interstellares Erlebnis, losgelöst von sämtlichen irdischen Sphären und irgendwo im Nirgendwo angesiedelt. In diesen Zwischenwelten fühlen sich Sulphur Aeon hörbar wohl und explodieren mit einem weiteren starken Album, das für Scheuklappen keinen Platz lässt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.12.2018
Erhältlich über: Ván Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/SulphurAeon
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