Swallow The Sun – When A Shadow Is Forced Into The Light
Der viel zu frühe Tod seiner Lebensgefährtin Aleah Starbridge hinterließ einen Scherbenhaufen bei Juha Raivo. Nachdem der Gitarrist und Songwriter das gemeinsame musikalische Vermächtnis bereits mit Trees Of Eternity verarbeitet und sich mit Hallatar freigespielt hatte, tastete er sich langsam zurück zu seiner Hauptband Swallow The Sun, die in den letzten Jahren gleich drei Abgänge verkraften mussten. Den Schmerz über den Verlust schrieb sich Raiho mit dem Standalone-Epos „Lumina Aurea“ von der Seele, auf „When A Shadow Is Forced Into The Light“ zeigt das Sextett nun, dass Liebe immer stärker ist als der Tod – ein für Doom-Gefilde ungewöhnliches Motto.
So darf das mittlerweile siebte reguläre Studioalbum der Finnen gut und gerne als Fortsetzung der Trauerarbeit gesehen werden, bezieht zugleich aber auch Hoffnung und Kraft aus seiner diffizilen Gefühlswelt. In anderen Worten: Swallow The Sun klingen deutlich melodischer als zuletzt mit wesentlich mehr Klargesang. „Firelights“ bringt den aktuellen Sound der Band auf den Punkt mit seiner bleiernen Schwere und süßlichen Melodik, die auf eine gekonnte Mischung aus geradezu unverschämter Eingängigkeit und sperrigem Gekeife mit Zeitlupen-Death-Metal trifft. Der vertonte Trauermarsch berührt mit unverfälschter Schönheit und versuchtem Aufbrechen der wohl niemals vollständig verheilenden Wunden.
In dieser Gangart geht es auch weiter mit unwahrscheinlich berührenden Exkursen, wie das bedrückend schwere „Never Left“ samt aufwühlenden Backing-Vocals, oder das angenehm reduzierte, zum Schluss überraschend monumentale „Clouds On Your Side“. Von der beinahe brachialen, unnachgiebigen Härte der letzten Platte blieb nur wenig, und doch wirkt ihr reduzierter Einsatz deutlich pointierter und souveräner – siehe und höre unter anderem die beklemmende Achterbahnfahrt im eröffnenden Titelsong oder das zum Ende hin abhebende, fiese „Upon The Water“.
„When A Shadow Is Forced Into The Light“ sorgt zumindest nach dem ersten Durchlauf für Erstaunen, schließlich kennt man Swallow The Sun kaum so durchgehend melodisch und reduziert. Die trügerische Süße, eine Art Melange aus den ersten beiden CDs des Opus Magnus „Songs From The North“, bekommt den Finnen allerdings fantastisch und sorgt für eines ihrer bis dato besten Alben. Natürlich gibt Raihos Verletzlichkeit und Suche nach Hoffnung der Musik eine zusätzliche, bewegende Bedeutungsebene, aber auch ohne diese wäre das neue Album der nordischen Doom-Meister ein echter Leckerbissen geworden. Der verfeinerte Kurs bekommt Swallow The Sun gut und macht sie zugleich unberechenbarer denn je. Mit Spannung darf erwartet werden, wohin die Reise auf der nächsten Platte gehen wird.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 25.01.2019
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: swallowthesun.net
Facebook: www.facebook.com/swallowthesun
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