Chrome Waves – A Grief Observed
Nach seiner Zeit bei Nachtmystium, Wolvhammer und Abigail Williams wollte Jeff Wilson ein eigenes Projekt auf die Beine stellen. Mit den prominent besetzten Chrome Waves veröffentlichte er eine EP, eher andere Verpflichtungen seiner Mitstreiter das Projekt auf Eis legten. Nun ist die Band mit einem frischen Line-up – Bob Fouts von The Gates Of Slumber sitzt wieder am Schlagzeug, James Benson übernimmt Gesang und Gitarre – zurück und überrascht mit dem Debütalbum „A Grief Observed“ im besten Sinne. Hier trifft Post Metal auf Alternative-Sounds und eine fette Dosis Black-Metal-Depression.
Zwischen schierer Brachialgewalt und bleierner, emotionaler Schwere bewegen sich diese sechs neuen Tracks. Als Herzstück kristallisiert sich schnell der neunminütige Titelsong heraus. Hier nehmen Chrome Waves das Tempo weitestgehend komplett heraus. Bensons Screams und Gekeife, begleitet von gelegentlichem Klargesang mit einem Hauch 40 Watt Sun, kann sich im luftigen, lose gehaltenen Arrangement mit post-metallischen Anleihen und trauriger Melodie frei entfalten. Auf XXL-Spielzeit umgemünzt, liest sich das ziemlich matt, trifft letztlich aber ohne Umwege ins Schwarze – eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit doomigem Knalleffekt.
Rundherum hält die Band das Tempo gerne ein wenig höher. „Burdened“ braucht ein wenig, um so richtig abzuheben, dann tauchen jedoch verstohlene Alcest-Referenzen und ein Hauch U.S. Christmas auf. Schwarzmetallisches Rauschen manifestiert sich vor allem in Uptempo-Gefilden, unerwartet harmonische Vocals steuern dagegen; natürlich mit umgekehrten Vorzeichen in den Strophen. Je länger das Album dauert, desto melodischer scheint es zu werden. Als emotionaler Höhepunkt erweist sich „Take Another Sip“, das seine musikalische DNA fast komplett freilegt und mit Schönklang kokettiert.
Obwohl der Mix bei den letzten beiden Tracks seltsamerweise abflacht, gestaltet sich die Musik selbst über sämtliche Zweifel erhaben. Alleine der Titelsong rechtfertigt den Kauf von „A Grief Observed“. Diese klaustrophobe Platte, dieses herrlich kaputte Debüt auf Studiolänge zieht den letzten Nerv mit wachsender Begeisterung und stochert mit beklemmender Präzision in offenen Wunden herum. Geschickt lässt das Trio zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen, begleitet von richtig guten, angenehm wirren und doch so intensiven Tracks. So klingt wohl Katharsis.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.03.2019
Erhältlich über: Disorder Recordings (US-Import)
Facebook: www.facebook.com/chromewavesofficial
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