Herod – Sombre Dessin

| 12. Februar 2019 | 0 Comments
Herod

(c) Shehnaz Khan

Vor knapp fünf Jahren schlugen Herod ein wie eine Kanone. Die Band aus der französischen Schweiz legte mit „They Were None“ eine Punktlandung hin. Komplexe metallische Musik mit Core-Einschlag war freilich nicht neu, bloß selten so erfrischend vorgetragen. Neben ausgiebigen Tour-Aktivitäten ging der Sänger von Bord, mit dem ehemaligen The Ocean-Frontmann Michael Pilat wurde allerdings mehr als adäquater Ersatz gefunden. „Sombre Dessin“ (dt. „dunkle Zeichnung“) zeigt das Quartett von seiner besten Seite.

Ihr Sound wirkt so vertraut und doch angenehm andersartig. Post-Hardcore und Post-Metal, Sludge, Math und Prog-Brachialgewalt kollidieren mit düsterer Atmosphäre und explodieren wiederholt – dafür steht ein „Reckoning“ stellvertretend. Mit viereinhalb Minuten vergleichsweise kurz und übersichtlich angelegt, bringt es das Erlebnis Herod dennoch prima auf den Punkt. Die geschickte Variation zwischen fiesen Wutausbrüchen samt Growls und vergleichsweise ruhigen, beklemmenden Zwischenspielen mit Klargesang erzeugt eine zum Bersten angespannte Atmosphäre mit relativ übersichtlichen Mitteln. Binnen kürzester Zeit bäumt sich ein klaustrophobes Gojira-Monstrum auf, das sich wiederholt entlädt.

Ähnlich auch der Rest der Platte: „Mourning Grounds“ wagt den steten Tanz auf der Rasiermesserklinge und deutet so etwas wie Selbstaufgabe an. Wüste Druckwellen waschechter Mathcore-Riff-Attacken zersetzen den Song gen Halbzeit, danach geht sogar für kurze Zeit die Sonne auf. Von hellem Leuchten ist auf „Sombre Dessin“ allerdings herzlich wenig zu vernehmen, wie das angenehm treibende „Fork Tongue“ mit eindrucksvoller Laut-Leise-Dynamik unter Beweis stellt. Auch der geradezu manische, konstant anschwellende Rausschmeißer „There Will Be Gods“ hat es in sich.

Genau genommen sitzt so ziemlich jede Note in diesem Zweitling. Ja, Herod haben tatsächlich erst ihr zweites Album am Start und bewegen sich dennoch schon in gänzlich anderen Sphären. Meshuggah-Riffs und Dillinger-Gezucke hier, die schiere Wucht von Breach und dem Quasi-Nachfolger The Old Wind da: „Sombre Dessin“ schaffen finstere Hassklumpen mit seltenen Hoffnungsschimmern und unterstreichen damit ihren Abgesang auf die gegenwärtige Form der Zivilisation. Das zieht im besten Sinne runter und kann sich ganz locker mit den erwähnten Granden messen – eine beeindruckende Leistungsexplosion der hypnotisierenden Art.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 15.02.2019
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.herodnoise.com
Facebook: www.facebook.com/HerodNoise

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Category: Magazin, Reviews

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