Kings Destroy – Fantasma Nera
Nach drei Alben in vier Jahren nahmen sich Kings Destroy eine wichtige Studio-Auszeit und besannen sich auf ihre Werte. Das New Yorker Quintett konzentrierte sich aufs Songwriting, ließ das Material reifen und unterschrieb zudem einen internationalen Deal bei Svart Records. „Fantasma Nera“, passenderweise die erste neue Platte seit vier Jahren, taucht nun noch tiefer in doomige Grunge-Gefilde ab und winkt Alice In Chains mit einem trockenen Lächeln zu.
42 mächtige, selbstbewusst marschierende Minuten befassen sich mit bleierner Schwere und süßlichen Melodien. Von den Hardcore-Wurzeln der Band ist längst nichts mehr zu hören, stattdessen setzt es feine Riffs, die an radiofreundlichere Corrosion Of Conformity erinnern. Ein „Barbarossa“ bringt den Sound des Quintetts in gut drei Minuten auf den Punkt. Stephen Murphy wirkt wie ein Suchender und stößt auf eine von vielen bärenstarken Gesangsmelodien, natürlich mit voller Inbrunst intoniert. Die Riffs stammen aus den nachdenklicheren Gefilden der Grunge-Urväter, warten aber ebenso mit ein wenig Doom-Ursuppe auf. Und ja, ein kraftvoller, durchaus hymnischer Refrain darf ebenso wenig fehlen.
Dieser Mini-Hit ist allerdings nur die Speerspitze einer höchst abwechslungsreichen Platte. Kings Destroy trimmen diese nicht etwa auf maximale Eingängigkeit und Radiofreundlichkeit, sondern schieben so manchen angenehm schwerfälligen Brocken hinterher. Ein „Bleed Down The Sun“ lässt sogar einen Hauch von Soundgarden einfließen, nimmt zugleich allerdings höchst nachdenkliche Züge an. Süßliche Gesangsmelodien und schwere, bratende Riffs entschleunigen komplett. Für den Opener „The Nightbird“ ziehen die New Yorker sogar ein waschechtes Blues-Riff heran, entfremden dieses mit wachsender Begeisterung und finden schließlich wieder zur Grunge-Ursuppe zurück. Das angepisste „Yonkers Ceiling Collapse“ wirkt wie ein Zugeständnis an die Anfänge der Band und peitscht förmlich vorbei.
Komplex und doch so melodisch: „Fantasma Nera“ gibt sich als faszinierender Widerspruch in sich und springt vornehmlich zwischen den Welten herum. Dicke Riffs, doomige Note, eine fette Dosis Grunge mit hörbarem Faible für Alice In Chains sowie kompakte Depression geben sich die Klinke in die Hand. Wie neu oder vertraut das nun klingt, ist freilich Geschmacksache, das Bauchgefühl überschlägt sich jedoch förmlich mit Lobeshymnen. So schlicht und doch so bärenstark – eine Platte zum Verlieben.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.03.2019
Erhältlich über: Svart Records (Cargo Records)
Website: www.kingsdestroy.com
Facebook: www.facebook.com/KingsDestroy
Letzte Kommentare