Whitechapel – The Valley
Unglaublich aber wahr: Das Debütalbum von Whitechapel hat mittlerweile knapp zwölf Jahre auf dem Buckel. Seither hat sich bei den Herren aus Knoxville, Tennessee viel getan. Gleich mehrere Drummer wurden verschlissen – aktuell arbeitet man ausschließlich mit Tour- und Session-Musikern, man erreichte die Top 10 der US-Album-Charts und verfeinerte den Sound nach und nach. „The Valley“ gibt sich düsterer und extremer, zugleich aber auch deutlich melodischer.
Wie weit die Band mittlerweile gekommen ist, zeigt „Hickory Creek“ wohl am deutlichsten. Es ist der erste Songs, in dem ausschließlich gesungen wird, hat aber trotz melancholischem Auftakt mit einer Ballade herzlich wenig zu tun. Der klaustrophobe Track entlädt sich in mehreren Druckwellen und passt prima zur finsteren Schiene dieses Albums. Das technisch anspruchsvolle Gitarrensolo packt schließlich das Sahnehäubchen auf dieses Monstrum. „When A Demon Defiles A Witch“ setzt hingegen zumindest die ersten Minuten auf klassischere Whitechapel-Sounds. Schnell breitet sich der Opener jedoch aus mit nachdenklichen Momenten, fragilem Gesang und einem wütend explodierenden Crescendo erster Güteklasse.
„Black Bear“, „Lovelace“ und „The Other Side“ entpuppen sich als etatmäßige Dampfhammer dieser Platte. Sie knüpfen durchaus an den Vorgänger „Mark Of The Blade“ an, gestalten sich wild, scharfkantig und unheimlich unbequem. Aus dem Nirgendwo breitet schließlich „Third Depth“ seine Schwingen aus. Während die gesungenen Strophen entfernt an die Anfänge von A Perfect Circle erinnern, packen die wütenden Growls im langsamen, brachialen Hauptteil einen gewissen Blackened-Doom-Punch. In diesem klaustrophoben Vierminüter packen Whitechapel ihr ganzes Können aus und lassen zudem Session-Drummer Navene Koperweis, ehemals bei Animals As Leaders und Animosity aktiv, so richtig loslegen.
Wütend, schroff und doch so emotional aufgeladen: Spätestens jetzt haben Whitechapel endgültig zu sich gefunden. Der klassische Deathcore-Sound bleibt in Grundzügen erhalten, trifft nun allerdings auf mehr musikalische Breite, auf überraschend nachdenkliche Einschübe, klaustrophobe Melodien und wohlfeile Finsternis. „The Valley“ ist alles andere als ein Tal der Tränen, sondern das vielleicht sogar beste Werk der US-Amerikaner.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.03.2019
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.whitechapelband.com
Facebook: www.facebook.com/whitechapelmetal
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