Cave In – Final Transmission
Ein tragischer Autounfall riss Caleb Scofield am 28. März 2018 aus dem Leben. Der überaus umtriebige Bassist war unter anderem bei Zozobra und Old Man’s Gloom aktiv und hatte erst kürzlich mehrere Jam-Sessions mit Cave In für das erste Album seit „White Silence“ (2011) bestritten. Seine Bandkollegen entschlossen sich schließlich, besagte Sessions zu einem kompletten Album auszuarbeiten. Ob „Final Transmission“ zugleich das Ende für Cave In bedeutet, wird die Zeit zeigen.
Die Trauerarbeit wird gleich zu Beginn erledigt. Nach dem kurzen, rein instrumentalen Titelsong springt Brodsky noch vor dem ersten Takt in „All Illusion“ und stürzt sich in erschütternde, traurige Zeilen. Musikalisch fühlt man sich entfernt an den proggigen Alternative Rock zu „Antenna“-Zeiten erinnert, von einem Hauch Grunge begleitet. Scofields Bass drängt immer weiter an die Oberfläche, bis er schließlich den Schluss eines der besten Songs des Jahres dominieren darf. Danach legt „Shake My Blood“ erst einmal minutenlang instrumental los, abermals von einer Art Bass-Solo im musikalischen Dickicht angetrieben. Wenn schließlich der Gesang einsetzt, intensiviert sich die gedrückte Stimmung deutlich und legt bleierne Schwere frei. Bittersüß nennt man das wohl.
Urplötzlich legen Cave In den Schalter um und nehmen etwas mehr Fahrt auf. „Night Crawler“ experimentiert mit mehr Härte, mit forschem Post-Hardcore-Rauschen, mit ordentlichen Muskelspielen. Härter wird es nur in „Led To The Wolves“, das in seiner widerborstigen Art auch von Converge hätte stammen können. Zunächst singt Brodsky noch gegen die musikalischen Hackschnitzel an, bevor er sich hinten raus sogar in Schmerzensschreien windet. Mit dem unheimlich scharfkantigen, hochgradig dramatischen „Winter Window“ kristallisiert sich schnell ein weiterer Favorit heraus, der sogar entfernt an Mutoid Man, einen weiteren prominenten Nebenschauplatz, erinnert.
Eigentlich könnte jeder dieser neun Tracks, selbst die Zwischenspiele, hier angeführt werden, so stark gibt sich „Final Transmission“ von vorne bis hinten. Auch wenn diese Platte in einer guten halben Stunde abgefrühstückt ist, zeigt sie Cave In in absoluter Bestform. Das Material umspannt sämtliche kreativen Phasen der Band, geht geschickt mit Trauer um, wagt aber auch den Blick nach vorne und zerlegt hinten raus alles. Sollten sich Cave In nun auflösen, der musikalische Schlusspunkt hätte kaum besser gelingen können. Scofield nickt gewiss zustimmend mit.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 07.06.2019
Erhältlich über: Hydra Head Records
Facebook: www.facebook.com/CaveIn.Official
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