Knocked Loose – A Different Shade Of Blue
Ein wenig Slam in Ehren kann niemand verwähren: Die Brachialgewalt von Knocked Loose hat längst Methode. Vor drei Jahren sorgte das Quintett aus Oldham County, Kentucky für Aufmerksamkeit mit ihrem wuchtigen, kompromisslosen Hardcore-Sound, der sich tief in metallische Extreme bohrte. Mehrere umjubelte Tourneen sollten folgen, nun gibt es endlich Nachschlag. „A Different Shade Of Blue“ wurde ausnahmsweise nicht live im Studio aufgenommen, um noch durchdachter und kanalisierter agieren zu können. Genau das funktioniert tatsächlich hervorragend.
Purer Wahnsinn zieht sich wie ein roter Faden durch diese 39 Minuten. „Trapped In The Grasp Of A Memory“ bringt das Chaos auf den Punkt und erinnert stellenweise an Botch. Schrille, sich im Weg stehende Gitarren treffen auf wütendes Gebell und anspruchsvolle Drum-Patterns, mit denen Knocked Loose den Anfängen des Mathcore huldigen. Solch durchaus progressive Strukturen bleiben aber die Ausnahme, stattdessen geht es mit beeindruckender Wucht voran. „Forget Your Name“, dieses Gift und Galle speiende Brett mit Keith Buckley von Every Time I Die, könnte fieser und abgedrehter kaum sein.
Wer Knocked Loose für ihren Dauerdruck schätzt, sollte auch diese Platte lieben. Die Zeichen stehen tatsächlich von Anfang an auf Sturm, wie der Opener „Belleville“ mit wütendem Gebelle und zerfahrener Arrangierung beweist. Der kaputte Charme von „A Serpent’s Touch“ (Emma Boster von Dying Wish liefert hier einen Gastauftritt für die Ewigkeit), das entrückte Dauerfeuer von „Denied By Fate“, die bleierne Schwere von „Guided By The Moon“ – sie alle repräsentieren Facetten eines abgefuckten Sounds, der nicht aufhören will zu wachsen.
Tatsächlich bewegen sich die US-Amerikaner einmal mehr an der Grenze des Machbaren und haben hörbar Spaß mit ihren fiesen auralen Attacken. „A Different Shade Of Blue“ nimmt die Slam-Wucht von Seeker mit, streut den Wahnsinn von MTXS drüber und verneigt sich schließlich vor der unnahbaren Präsentation von Black Tongue. Zwölf atemlose Songperlen, greifbare Hommagen und geschickt kanalisierte Wut fusionieren Hardcore und Metal zu einer undurchdringlichen Wand, die durch Mark und Bein, ja sogar durch sämtliche Neuronen fährt wie brennende Sägespäne.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.08.2019
Erhältlich über: Pure Noise Records (Soulfood Music)
Website: knockedloosehc.com
Facebook: www.facebook.com/KnockedLoose
Letzte Kommentare