Wizard Rifle – Wizard Rifle
Der Wahnsinn hat einen Namen: Sludge, Stoner, Thrash, Psychedelic, Hardcore Punk und Noise zählen zu den Eckpfeilern dieses Duos aus Portland, Oregon. Ja, bei Wizard Rifle machen tatsächlich nur zwei Herren genug Lärm für ein ganzes Metal-Orchester. Seit zehn Jahren prügelt sich die Band mit den Bill Bailey-Lookalike vornehmlich durch Nordamerika und durfte sich unter anderem bereits die Bühne mit High On Fire und Black Cobra teilen. Mit ihrem dritten Album, schlicht „Wizard Rifle“ betitelt, könnte nun der internationale Kickstart folgen.
Überlänge in fünffacher Ausführung – die Tracks bewegen sich jeweils zwischen sieben und zwölf Minuten – setzt dem Gemüt ordentlich zu. Dass es direkt in media res geht, kommt dennoch etwas überraschend. Bei „Rocket To Hell“ lockert sich die Handbremse nach wenigen Sekunden, dann startet das US-Duo voll durch. Vertrackte Frontalattacken mit ausgedehnten Beinah-Melodien zwischendurch und monolithischem Aufbäumen rundherum wecken unter anderem Erinnerungen an YOB und Mastodon. Gerade die ultrakurzen, betont gespenstischen Momente des abgehackten Riffs im Refrain reißen mit. Und dann hat man noch nicht einmal ein Drittel des Tracks absolviert, der sich zigfach häutet.
Wie abgedreht Wizard Rifle tatsächlich sind, zeigt der letzte Song. „Funeral Of The Sun“ lässt von Anfang an eine unangenehme Grundstimmung aufkommen. Man hört, dass hier was im Busch ist. Tatsächlich werden Math-artige Rhythmen angestimmt, von wüstem Hardcore-Punk-Chaos unterstützt. Diese leicht noisigen Attacken erinnern stellenweise schon mal an Converge, im nächsten Moment von dicken Gesangsharmonien abgelöst. Proggige Psych-Abfahrten, schwarzmetallisch angehauchtes Dauerfeuer, plötzliche Baroness-Eruption und doomige Grooves zerren gleichzeitig in unzählige Richtungen.
Mit ihrem dritten Album legen Wizard Rifle ungemein schwere Kost vor, doch gerade darin liegt der Reiz dieses Longplayers. Das Duo will sich nicht festlegen lassen und packt einfach alles in überlange, gekonnt überfordernde Arrangements. Eigentlich sollte „Wizard Rifle“ nicht funktionieren, und so braucht es schon einmal den einen oder anderen Durchlauf, um diese Wahnsinnstat vollends erfassen zu können. Vom wilden Stilmix über die packenden Melodien bis zur gekonnt chaotischen und doch so packenden Präsentation stimmt hier einmal mehr verdammt viel. Zugleich zeigt sich ordentlich Potential für ein Überalbum in naher Zukunft.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.08.2019
Erhältlich über: Svart Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/wizardrifle
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