Borknagar – True North

| 27. September 2019 | 0 Comments
Borknagar

(c) Jørn Veberg

Seit dem Release von „Winter Thrice“ schrumpfte das einst so stattliche Line-up von Borknagar ordentlich zusammen. Frontmann Vintersorg, Gitarrist Jens F. Ryland und Drummer Baard Kolstad gingen von Bord – durch die Bank in gegenseitigem Einvernehmen – während ICS Vortex zur Hauptstimme aufstieg. Bjørn Dugstad Rønnow (Schlagzeug) und Jostein Thomassen (Gitarre) sind nun neu dabei. Kurz vor dem 25jährigen Bandjubiläum wagt sich das Quintett nun noch weiter hinaus. „True North“ setzt neue musikalische Akzente, ohne dabei auf die klassischen Borknagar-Trademarks zu vergessen.

Deutlich mehr Klargesang und Hinwendung zur traditionellen Prog-Schule sorgt für so manche Überraschung. So kennt „The Fire That Burns“ zwar so manchen Wutausbruch mit furiosen Attacken – von den Black-Metal-Wurzeln kann und will man sich selbstverständlich nicht lösen – allerdings kreist ein wenig 70s-Prog rundherum. ICS Vortex gibt sich an vorderster Front natürlich deutlich eingängiger, wie auch der Fast-Titelsong „Up North“ zeigt. Hymnische Fanfaren, bewegende Momente und große Gefühle kollidieren mit einer Art Orgel und herrlicher Weirdness. Die anfängliche Wut scheint schnell zu verblassen.

Wirkliche Brachialattacken sucht man vergebens, die Extreme-Anteile werden eine Spur tiefer in den Arrangements vergraben. Das stört aber nur bedingt, denn dadurch wirken sie deutlich wuchtiger. Wenn die Hässlichkeit urplötzlich aus dem ansonsten feinsinnigen „Into The White“ herausbricht, wenn „Lights“ seine bleierne Schwere in heisere Schreie umwandelt – großartige Momente. Am stärksten sind Borknagar allerdings gleich zu Beginn, wenn sich „Thunderous“ über achteinhalb Minuten mehrfach häutet und den Bogen von der alten, schroffen Schule zu jüngerem Retro-Prog schlägt.

Vergleiche mit Opeth drängen sich mehr denn je auf. Borknagar spielen mit jenem Balanceakt, denn Mikael Åkerfeldt und Konsorten seit jeher vermissen lassen. Sie bohren sich tiefer denn je in 70s-lastige Prog-Klänge, vernachlässigen allerdings zu keiner Zeit ihre Wurzeln. In diesem Spannungsfeld zwischen ruppiger Brachialgewalt und hymnischem Schönklang leuchtet „True North“ heller denn je. Unwahrscheinlich clevere Arrangements, leidenschaftliche Darbietung und eine knappe Stunde hochklassige Musik ohne den Hauch eines Durchhängers ringen maximalen Respekt ab. Probleme hin, Umschichtungen her: Borknagar bleiben eine Macht und untermauern dies mit einem weiteren potenziellen Klassiker.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 27.09.2019
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: borknagar.com
Facebook: www.facebook.com/borknagarofficial

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Category: Magazin, Reviews

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