Angel Witch – Angel Of Light
Lars Ulrich. Dave Mustaine. Chuck Schuldiner. Tom G. Warrior. Die Liste jener Musiker, welche sich von Angel Witch inspirieren ließen, liest sich wie ein schwermetallisches Who-is-Who. Für die britische Band gab es hingegen wenig zu feiern. Nach drei Alben in den 80er Jahren gab es ellenlange Durststrecken, erst 2012 erschien neue Musik. Warum also sollte man sich „Angel Of Light“ zuwenden? Auf ihrem erst fünften Longplayer lassen die NWOBHM-Veternanen wieder ihre alte Magie aufflackern.
Immerhin gibt es mittlerweile ein stabiles Line-up, das letzte Album war auch nicht schlecht. Dennoch liegt das wegweisende Debüt fast 40 Jahre zurück. Für Angel Witch stellt das allerdings kein Problem dar, denn diese acht Songs erinnern im besten Sinne an alte Tage, ganz ohne Abnutzungserscheinungen. Mit „The Night Is Calling“ wurde sogar eine uralte Perle ausgegraben. Die epische Ballade fand sich bislang nur auf Live-Bootlegs in mieser Qualität, strahlt nun aber endlich in vollkommenem Black Sabbath-Glanz. Die Metal-Pioniere aus Birmingham waren immer schon eine wichtige Referenz für Angel Witch, in diesem Epos wird das deutlicher denn je.
Bei diesem einen Glanzstück soll es aber nicht bleiben. Wie sich der Opener „Don’t Turn Your Back“ mehrfach häutet und immer wieder in die Vollen geht, reißt mit. Kevin Heybourne, das einzige verbliebene Urgestein, singt grandiose Verse und hebt im Chorus so richtig ab, rundherum entwickelt sich eine packende Midtempo-Hymne. Der herrliche Biss von „I Am Infamy“ zeigt zugleich, warum Angel Witch unter anderem auch für die Thrash-Bewegung so inspirierend waren. Wirkliche Speed-Momente sind selten, werden dafür intensiv zelebriert. Herrlich zähe Licks und süffige Riffs geben sich in „Condemned“ die Klinke in die Hand. Mit dem Sci-Fi-Powerhouse „Death From Andromeda“ und dem doomigen Titelsong kristallisieren sich weitere Favoriten heraus.
Ja, „Angel Of Light“ hat sich alles an Aufmerksamkeit verdient. Angel Witch sind sogar deutlich bessere Musiker als vor vier Jahrzehnten, dafür sorgten unter anderem die Besetzungswechsel. Heybourne selbst erlebt seinen x-ten Frühling und schreibt leidenschaftliche Hymnen mit gewohnt düsterem Unterbau. Die Riffs und Soli flirren förmlich, die Vocals gehen unter die Haut – eine packende Energieleistung ruft die spannenden Anfänge der Band in Erinnerung und zeigt, dass Angel Witch immer noch höchst relevant sind. So stark waren die Briten schon sehr, sehr lange nicht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.11.2019
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.angelwitchcoven.com
Facebook: www.facebook.com/angelwitchofficial
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