Silvertomb – Edge Of Existence
Vor zehn Jahren veröffentlichten Seventh Void, das Quartett um ehemalige Mitglieder von Type O Negative und A Pale Horse Named Death, ihr erstes und einziges Album. Zuerst ging der zweite Gitarrist von Bord, dann zog sich das Songwriting in der Länge, und als man mit Joseph James (ehem. Agnostic Front) Ersatz gefunden hatte, war das neue Material bereits in eine ganz andere Richtung gegangen. Seventh Void wurden zu Grabe getragen, man holte sich Aaron Joos von Empyreon an Bord und rief Silvertomb ins Leben. Auf „Edge Of Existence“ weicht der doomige Stoner-Metal-Ansatz nun noch klassischeren Tönen.
So ganz trennen sich Silvertomb nicht von ihren geliebten doomig-metallischen Klängen, doch hält insgesamt mehr Rock und sogar eine dezent progressive Note Einzug. „Edge Of Existence“ ist wie ein kleines Hörspiel aufgebaut. Mehrere Songs erhalten kleine Wurmfortsätze, welche geschickt mit dem restlichen Track brechen und die Brücke zum nächsten Kapitel schlagen. So bäumt sich „Rite Of Passage / Crossing Over“ minutenlang auf, von bleierner Schwere und wüstem Doom-Rock getragen. An einer Schlüsselstelle sackt der Track zusammen und stürzt sich in einen akustischen Exkurs, bevor über ein Gitarrensolo neu aufgetragen wird. Und der eigentliche zweite Teil arbeitet mit cineastischen Samples und Ambient-Sinnsuche. Dickes Ding.
Kenny Hickeys Gesang nimmt eine wichtige Rolle auf diesem Album ein. Seine raue, helle, recht wandlungsfähige Stimme kommt dem ähnlich vielfältigen Sound des Quintetts zugute. „So True“ verdeutlicht das, denn die krassen Brüche zwischen wütenden, beinahe angethrashten Uptempo-Passagen mit kehligen Schreien und dem balladesken Refrain mit Streichern bewegt und verwirrt zugleich. Zudem gibt er dem Rausschmeißer „Waiting“ ordentlich 70s-Rock mit auf den Weg – passt auch, denn so manches Riff erinnert an Cream und Led Zeppelin. Doom und 70s-Sounds finden bei Black Sabbath perfekt zusammen, und so erinnert unter anderem „Love You Without No Lies“ an die Genre-Urväter.
Es ist eine kuriose Reise, die Silvertomb auf ihrem Debütalbum zelebrieren. So dauert es schon mal zwei, drei Durchläufe, bis sich der Sound einigermaßen setzt und sich die verschiedenen Schwerpunkte herauskristallisieren können. Geradlinig ist an „Edge Of Existence“ nämlich nichts, denn die Zäsur, der Stilbruch, die emotionale Wandlungsfähigkeit wirken wie die Maxime dieses Einstands, der eigentlich keiner sein sollte. Macht auch nichts, ist relativ egal: Der deutlich klassischere Hard’n’Heavy-Ansatz mit gewohnt düsterem Unterbau unterhält. In dieser Form wünscht man Silvertomb deutlich mehr Erfolg als dem Vorgänger.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.11.2019
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)
Facebook: www.facebook.com/silvertombmusic
Letzte Kommentare