Hanging Garden – Into That Good Night
Der Untergang naht, dafür muss man nur die Zeitung aufschlagen. Aktuell sorgt die Menschheit mit wachsender Begeisterung dafür, sich selbst zu beseitigen und mahnende, intelligente Stimmen zu diskreditieren. Hanging Garden nahmen sich den Status Quo als Grundlage für Abhandlungen über Verlust, Tod und Verlangen in Zeiten des Untergangs, und wie ein Überleben funktionieren kann. Auf „Into That Good Night“ wirkt der doomige Sound deutlich härter als zuletzt, obwohl ein neues Mitglied in ganz andere Gefilde drängt.
Riikka Hatakka hatte in der Vergangenheit bereits den einen oder anderen Guest-Spot und unterstützte die Band live. Nun ist man offiziell ein Septett, auf Gesangsebene erschließen sich neue Möglichkeiten. Hatakkas Solo-Exkurs, die ätherische Halb-Ballade „Navigator“, verwundert ein wenig. Der leichte, feenhafte Track lässt Hanging Garden in nachdenkliche, gar ruhige Gefilde schielen. Dem gegenüber steht „Silent Sentinals“, ein kleines Death-Doom-Meisterwerk und zugleich einer der härtesten Songs der Bandgeschichte. Furiose Schreie und sogar angedeutete Growls werden von butterweichem Klargesang unterspült, zum klassischen Dark-Sound gesellen sich sogar vereinzelte Funeral-Doom-Momente.
Und so ziehen Hanging Garden tiefer und tiefer in den emotionalen Sumpf hinab. „Fear, Longing, Hope And The Night“ könnte sogar das offizielle Bandmotto werden und etabliert sich zudem als weitere spannende Episode. Das ellenlange Verharren auf einer Melodie führt abwechselnd zu urplötzlichen Eruptionen und nachdenklichem Schönklang. Abermals werden neue Härtelevels erreicht, vom monumentalen Titelsong weiter vorangetrieben. Tiefe Gitarren, beinahe gutturaler Spirit und der nächste erhabene Chorus führen gen „Rain“, das sogar dezente Gothic-Dimensionen annimmt. Hatakkas Duett mit Frontmann Toni Toivonen im Refrain setzt Maßstäbe.
Packende Momente an allen Ecken und Enden, eine neue, fixe Zweitstimme und unerwartete Wucht begleiten das sechste Studioalbum von Hanging Garden. Wie schon der Vorgänger zeigt auch „Into That Good Night“ eine Art Vermengung des bisherigen Schaffens, von frischen Akzenten begleitet. Gerade die Death-Doom-Wucht kommt gut und verleiht dem Sound der Finnen ungeahnte Intensität, welche wiederum die schönen, von Atmosphäre behafteten Momente auf ein neues Level hievt. Zwar fällt die zweite Albumhälfte insgesamt etwas ab, das tut dem Vergnügen aber zu keiner Zeit Abbruch – ein weiterer Leckerbissen, der Großes vermuten lässt, wenn sich das erweiterte Line-up erst einmal konsolidieren konnte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.11.2019
Erhältlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)
Website: www.hanging-garden.net
Facebook: www.facebook.com/HangingGardenOfficial
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