Misery Loves Co. – Zero
Von Mitte der 90er bis ins Jahr 2000 schwammen Misery Loves Co. oben. Der schroffe und doch eingängige Industrial-Metal-Sound der Schweden führte zu Touren mit Clawfinger, Slayer und Paradise Lost, ein schwedischer Grammy sollte folgen. Nach drei Alben war plötzlich Schluss, zumindest bis 2016, als erste neue Songs an die Oberfläche drangen. Tatsächlich hatten die Gründungsmitglieder Patrik Wirén und Örjan Örnkloo – um den an der bis kürzlich letzten Platte mitwirkenden Michael Hahne verstärkt – schon ein ganzes Jahrzehnt fleißig geschrieben. All das gipfelt nun im Comeback-Album „Zero“.
Als hätte es die lange Durststrecke nicht gegeben, schwingt sich das Trio auch 19 Jahre nach der letzten Platte wieder zu absoluter Bestform auf. Natürlich sind auch die in der Zwischenzeit veröffentlichen Tracks am Start, darunter das Garbage-Cover „Only Happy When It Rains“. Der beklemmende Track überrascht mit dezentem Gothic- und Noir-Vibe und steuert auf einen hymnischen, dennoch beklemmenden Refrain zu. Mindestens so stark, wenngleich komplett anders, gestaltet sich das eröffnende „Suburban Breakdown“. Von der anfänglichen, dezent angethrashten Riffwand bis zu den hymnischen Hooks nehmen Misery Loves Co. alles mit. Das wirkt vertraut, wohl aber auch unterhaltsam.
Was diese Platte so sympathisch macht, sind die vielen kleinen und großen Überraschungen. So winken im wuchtigen, rasiermesserscharfen „Dead Streets“ kurzzeitig Killing Joke vorbei und halten als Brüder im Geiste her – eine alte, vertraute Referenz für die Schweden. Der Titelsong „Zero“ treibt seine Finsternis zur absoluten Reduktion und führt nahtlos in die düstere Halb-Ballade „One Of Those Days“, der einzige Moment kreativer Tristesse. Diesen kleinen Makel fangen das frontale „A Little Something“ und der bereits bekannte Überflieger „Would You?“ jedoch locker auf.
Beinahe nahtlos knüpfen Misery Loves Co. an ihr letztes, etwas zugänglicheres Album an, ohne jedoch die scharfen Kanten der Anfangstage komplett ad acta zu legen. Für echte Neuerungen bleibt auf „Zero“ kein Platz, die Schweden vermeiden die altbackene Nostalgieschiene allerdings ebenso. Irgendwo dazwischen breiten sich zehn unterhaltsame, stellenweise hitverdächtige Songs mit einem kleinen Durchhänger aus. So viel Zeit sich Misery Loves Co. auch gelassen haben, diese Rückkehr zu alter Stärke lohnt sich absolut.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.11.2019
Erhältlich über: Black Lodge Records / Sound Pollution
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