Rising Insane – Porcelain
Erst vor gut zwei Jahren hatten Rising Insane erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Das Quintett aus Bremen pflügte mit dem Debütalbum „Nation“ mit wachsender Begeisterung durch die Post-Hardcore- und Metalcore-Szene, Supportslots für diverse nordamerikanische Größen waren die logische und verdiente Folge. Mit einem Sound, der an die besten Zeiten von Facedown und Victory in den Nullerjahren erinnert, legen sie nach dem Wechsel zu Long Branch Records nun den Zweitling „Porcelain“ vor.
Wie es geht, macht der Opener „The Marks You Left“ vor. Mit knapp vier Minuten einer der längsten Tracks dieser Platte, bauen Rising Insane den Song Schritt für Schritt auf. Wütende Gitarren, kleinere Stakkato-Attacken und dezenter melodischer Unterbau führen direkt in die wütenden, aggressiven Strophen. Hier springen die deutschen Nachbarn förmlich ins Gesicht, bevor sich der Refrain mit Klargesang ein hymnisches Stelldichein gibt. Das mag sich formelhaft lesen, brennt angesichts der schieren Wucht aber nicht nur unter den Fingernägeln. Gerade der Breakdown, wo Screams und Gesang kollidieren, kann alles.
Damit wäre auch klar, in welche Richtung das restliche Album geht. Vorhersehbar ist an diesem Longplayer dennoch nichts, denn der Teufel des Wahnsinns liegt im Porzellan ummantelten Detail. So taucht „Awakening“ im Mittelteil kurzzeitig in fragile, balladeske Gefilde ab, nur um sämtliche Post-Hardcore-Power in einen wütenden Punch zu ballen. Diese spontane Explosion kommt mindestens so gut wie das elektronische Störfeuer von „The Lost Kids“. Rising Insane spielen stellenweise mit Nu Metal, die Screams erreichen neue Galligkeit und machen hinsichtlich Heavyness einiges her. Aber auch die feine Klinge, unter anderem in „The Summary“ und „Last Fragments“ eingestreut, kommt gut.
Ob der Sound von „Porcelain“ als innovativ durchgeht, ist natürlich eine Streitfrage. Rising Insane beherrschen ihr Handwerk und machen einen großen Bogen um 08/15-Aufbauten. Jeder Song dieses Zweitlings wirkt auf seine Weise frisch und wuchtig, schlägt wiederholt hinsichtlich Härte und Fragilität aus, hält so manche Überraschung bereit. Im melodischen Core-Bereich können es die fünf Bremer durchaus mit den hörbaren Vorbildern aus Übersee aufnehmen. Das hier macht verdammt viel Laune.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.11.2019
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)
Website: www.risinginsane.de
Facebook: www.facebook.com/risinginsaneband
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