Big Scenic Nowhere – Vision Beyond Horizon
Falls die letzten Desert Sessions nicht für Begeisterung gesorgt haben sollten, bieten zwei Legenden des Genres nun Abhilfe. Gary Arce (Yawning Man) und Bob Balch (Fu Manchu) kennen sich bereits seit den 90ern. Immer wieder lief man sich über den Weg, bis man sich irgendwann zu einer Jam-Session durchringen konnte. Aus den Riffs entstanden Big Scenic Nowhere, weitere Musiker (unter anderem aktuelle und ehemalige Mitglieder von Kyuss, Mos Generator, Them Crooked Vultures, The Well und Spiritual Beggars) gingen im Studio ein und aus. Nach einer kleinen EP steht nun das gemeinsame Album „Vision Beyond Horizon“ in den Startlöchern.
Bereits der mächtige, dennoch gekonnt stockende Auftakt des Openers „The Glim“ zeigt genau, wohin die Reise geht. Das erste von vielen abgehangenen Riffs, dazu angenehm leidenschaftlicher Gesang mit Seele und wohlig schwerfällige Untertöne begleiten diesen Aufgalopp. Die beteiligten Musiker spielen sich mehr und mehr in einen Rausch, lassen süßliche Melodien zu und vertiefen den Jam in weiterer Folge durch emotionale Momente sowie wilde Ausritte auf der Sologitarre. Der brachiale, mit Hardcore und Punk flirtende Sprint „The Paranoid“ führt das Gehörte hingegen ad absurdum und erinnert an die Anfänge von Corrosion Of Conformity – ein krasser, willkommener Stilbruch.
Jeder Track hat für sich Aufregendes zu bieten. Da wäre beispielsweise das wunderbar energische, dennoch sehnsüchtige „Shadows From The Altar“. Lisa Alley von The Well arbeitet sich in diesem Duett in den Vordergrund und verleiht dem vergleichsweise geradlinigen Rocker eine geradezu mystische Aura. In „Tragic Motion Lines“ nähert sich Gary Arce stellenweise dem Sound seiner Hauptband an, wenn Psych und Ambient mit wuchtigen Riffs kollidieren. „Mirror Image“ kokettiert hingegen mit der doomigen Seite des Genres. Beinahe brachiale Heavyness kollidert mit Alain Johannes‘ etatmäßigen Stoner-Harmonien.
Alle neun Songs versprühen für sich packende Reize und wirken wie eine Zeitreise durch drei wüste Jahrzehnte. „Vision Beyond Horizon“ bringt den Stoner-Desert-Sound und seine faszinierende Entwicklung auf den Punkt. Von süffigen Riffs über wütenden Druck bis zu legerer Düsternis und gemächlichen Jams nehmen Big Scenic Nowhere alles mit und holen das Maximum aus dem ohnehin starken Line-up heraus. Eine Fortsetzung dieses packenden Konzepts wäre mehr als willkommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 31.01.2020
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/bigscenicnowhere
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