Higher Power – 27 Miles Underwater

| 20. Januar 2020 | 0 Comments
Higher Power

(c) Roadrunner Records

Bissig, dreckig und irgendwie schräg: Higher Power wollen sich einfach nicht einordnen lassen. Das Quintett aus dem britischen Leeds hat ein hörbares Hardcore-Faible, steht aber ebenso auf Alternative Rock und Metal, ja sogar etwas Funk und Crossover – als würden Gallows mit den Deftones kollidieren. Nach dem starken Debüt „Soul Structure“ schlug Roadrunner zu und gibt der jungen Band nun die passende Bühne für den hypnotischen Nachfolger „27 Miles Underwater“.

„Seamless“ springt zu Beginn förmlich ins Gesicht, beißt sich fest und spuckt Gift und Galle. Und dann, nach einer halben Minute, bricht plötzlich gleißend helles Licht durch den Wirbelsturm und setzt unwiderstehliche, mit Shoegaze flirtende Melodien frei. Schon kommt die nächste Welle der Aggression. Und noch mehr Harmonie. Der wüste Kreislauf bemüht erstaunliche Kräfte und findet immer wieder zu eingängigen Höhepunkten. Das gilt im Übrigen auch für „Shedding Skin“, das etwas mehr von allem mitbringt, ja sogar mit Crossover und Nu Metal flirtet. Dabei legen die Briten räudigen Hardcore mit rauem Straßenklima frei – das muss man mögen.

Von Geradlinigkeit halten Higher Power herzlich wenig, Umwege scheinen das Leben zu versüßen. So taucht „King Of My Domain“ stellenweise knietief in urtypischen Rap-Metal ein, nur um sich am Höhepunkt um 180° zu drehen und einen weiteren Über-Refrain loszutreten. Selbst für ein angedeutetes Gitarrensolo bleibt zwischendurch Platz. „Self-Rendered: Lost“ verschreibt sich schließlich fast komplett der Harmoniewende und klingt abermals wie die Deftones zu Beginn des Jahrtausends, und das ist wahrlich keine schlechte Referenz. Wie „Rewire (101)“ bei allem Charme um sich tritt und „In The Meantime“ mit semi-akustischen Elementen das Geschehen auf den Kopf stellt, ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.

Angenehm altbacken und doch auf gewisse Weise frisch, leben Higher Power den musikalischen Widerspruch vor und fahren damit gut. Ihr zweites Album bringt mehr von allem mit, wirkt sperriger und melodischer zugleich. Tatsächlich finden sich auf „27 Miles Underwater“ gleich mehrere Alternative-Hits, aber auch Crossover- und Hardcore-Punk-Nackenbrecher galore. Es lohnt sich definitiv, die Herren aus Leeds im Auge zu behalten, denn hier baut (und bäumt) sich ein sehr spannendes Powerhouse mit Hooks und anderen Haken auf.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.01.2020
Erhältlich über: Roadrunner Records (Warner Music)

Website: www.higherpowerleeds.com
Facebook: www.facebook.com/higherpowerleeds

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Category: Magazin, Reviews

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