Alchemists – Chapter One: Love
Vier Schweizer mit reichlich musikalischer Erfahrung machen auf sich aufmerksam: Alchemists lieben progressive Klänge der etwas härteren Art. Neben der vertrauten Modern-Prog-Schule mischen sich unter anderem Death Metal, Djent und Hardcore in den wilden wie unterhaltsamen Sounds. Vergleiche mit Periphery und Northlane wurden bereits im Vorfeld getroffen und erweisen sich als durchaus berechtigt. Das Debüt „Chapter One: Love“ schlägt ein.
Freilich regiert hier Klasse über Masse, denn sieben Songs in 35 Minuten gestalten sich für dieses Genre recht übersichtlich. Immerhin brodelt es von Beginn an, wenn sich der Opener „Flamel“ in furiose Stakkato-Attacken stürzt und manische Druckwellen lostritt. Julen Ibarrolas Vocals wirken angenehm roh und wild, bringen zugleich aber eine gewisse Harmonie in den richtigen Momenten mit. Klaustrophobe, anstrengende Synthie-Einschläge kollidieren mit den tiefer gestimmten Gitarren, ausladende Instrumentalflächen verdichten das Geschehen und setzen wohlige Zäsuren im wildesten Treiben.
Das Spiel mit der Atemlosigkeit gelingt Alchemists besonders gut. Obwohl man sich immer wieder am Anschlag bewegt, streuen die Schweizer im richtigen Moment etwas Erholung ein – siehe beispielsweise der packende Refrain von „Oma Trees“ mit Klargesang in einem ansonsten störrischen Gitarren- und Drum-Sperrfeuer. „Satyre From Hubris“ packt von der feinen Melodie-Klinge über Chant-artige Ausritte bis zum Deathcore-Breakdown alles aus und „About Amber“ entwickelt sich in Überlänge zum Modern-Prog-Meisterstück. Freilich wird es auch hier aggressiv, ruppig und zerstörerisch, wohl aber auf pointierte Weise.
„Chapter One: Love“ ist zu kurz, was letztlich die einzige kleinere Schwachstelle dieses Debütalbums ist. Schnell hat man sich in den endlosen Klangweiten verloren und lässt sich von den Wirrungen, dem wechselnden Tempo, den plötzlichen Explosionen, der zarten Gemächlichkeit, den anspruchsvollen Höllenritten verzaubern. Dass hinter Alchemists erfahrene Musiker stecken, hört man, denn die frische Präsentation erhält überaus professionellen und doch pulsierenden Nachdruck. Es brodelt in jeder Minute, egal wie heavy, vertrackt oder feinsinnig – tolle Entdeckung.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.03.2020
Erhältlich über: Tenacity Music
Facebook: www.facebook.com/alchemistsmetal
Letzte Kommentare