Hyborian – Volume II
Drei Herren, eine Mission: Hyborian wollen mächtige Sludge-Riffs unter das Volk bringen, dabei jedoch klassische Strukturen ein wenig aufbrechen. Das Debütalbum des Trios aus Kansas City im US-Bundesstaat Missouri wurde vor zwei Jahren von Season of Mist neu aufgelegt, nun folgt gleich eine komplett neue Platte. Von wuchtigen Riffs, explosiven und aufwühlenden Arrangements ist die Rede, selbst das beliebte Progressive-Präfix wird in den Mund genommen. Tatsächlich ist „Volume II“ all das und noch mehr.
Freilich darf man über den Grad der Progressivität, wenn man denn so will, streiten. In diesem Zusammenhang sticht natürlich der Rausschmeißer „In The Hall Of The Travellers“ mit satten acht Minuten heraus, doch davon ist fast die Hälfte Zeitlupen-Fadeout mit klaren Gitarren und ein wenig Noise, davor steht Sludge mit Eiern. Ein Song wie „Sanctuary“ gestaltet sich viel typischer und spielt mit verschachtelten Riffs und kurzen, nachdenklichen Momenten, welche den Track eine Spur launischer und lebhafter erscheinen lassen. Melodische, beinahe eingängige Passagen nehmen frühe Red Fang mit und spielen mit reduzierter Hässlichkeit.
Was Hyborian tatsächlich perfekt beherrschen, ist das unerwartete Herauslösen hymnischer Parts aus einem ansonsten wuchtigen, stacheligen Track. So blüht „Expanse“ urplötzlich und für wenige Sekunden mit einem großartigen Refrain auf, bevor es wieder laut und sperrig wird. In „Driven By Hunger“ nimmt das Trio die progressive Energie früher Mastodon-Alben mit – verhalten, bärbeißig und in gewisser Hinsicht unnahbar, aber eben auch richtig gut und packend. Die Uptempo-Schlacht „Planet Destructor“ samt gemächlichem Groove-Outro will ebenfalls nicht unter den Tisch fallen.
Mut zur Hässlichkeit mit gelegentlicher feiner Klinge: Hyborian sind bevorzugt unbequem und laut, geradezu widerborstig. Und doch dringen immer wieder spielfreudige, ausufernde Momente und sogar einzelne Wucht-Melodien in das massige Konvolut ein. „Volume II“ drückt zunächst an die Wand, nur um schließlich verquere Verse mit gelegentlicher Liebeserklärung ins Ohr zu säuseln – eine kauzige und gerade deswegen kurzweilige Platte mit so ziemlich allem, was Sludge aktuell mitzubringen hat.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.03.2020
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/HyborianRock
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