Noir Reva – Continuance
Vor vier Jahren schwammen Noir Reva stromaufwärts, ließen „Nuance“ zurück und drehten wieder um. Der rein instrumentale Post Rock des Quartetts aus Koblenz überzeugte (und überzeugt nach wie vor) mit narrativen Feinheiten, durchaus Soundtrack-artigen Strukturen und einem Herz für weit offene Klangbögen, etwas an Caspian und Explosions In The Sky erinnernd. „Continuance“ ist nun die erwartete Fortsetzung und kürt die Musik an sich zum Wegweiser für Geschichten, deren Enden stets neu erfunden werden müssen.
Sechs geschickt arrangierte Kapitel, jeweils sechs bis siebeneinhalb Minuten lang, spielen mit den Möglichkeiten des Genres und bemühen sich vor allem, nichts zu überhasten. Die Video-Auskopplung „Goraiko“ bringt die Magie des Quartetts auf den Punkt. Klare Gitarren, rhythmischer Minimalismus – einzelne Fills lassen erahnen, was kommt – und dann wird es härter. Nein, die Explosion bleibt aus, bloß verzerrte Saiteninstrumente, dick groovender Bass und ein wenig Druck an der Fußtrommel, schon ist das Crescendo perfekt. Natürlich bewegen sich Noir Reva damit in vertrauter Post-Rock-Tradition, angesichts ihrer musikalischen Qualitäten soll das jedoch herzlich wenig stören.
Eine weitere Spezialität der Koblenzer ist das Stapeln von Schichten und Spuren. So mutet der Rausschmeißer „Phobia“ stellenweise wie ein undurchdringbares Dickicht an, wird immer kantiger, bevor schließlich tatsächlich schroffe Töne – Dornen, wenn man so will – ihr Unheil treiben. Die obligatorische Zäsur fährt dazwischen, dann spielen sich Noir Reva erst recht in einen Rausch. In „Come Back Apollo“ werden mitunter Erinnerungen an die Anfänge von Long Distance Calling wach, wenn die Rhythmusabteilung beinahe tänzelt und die Gitarre mit ungewohnten Tönen kokettiert.
Nach und nach findet „Continuance“ seinen Esprit, fließt schließlich gar harmonisch vor sich hin und pendelt sich auf hohem Niveau ein. Der Verzicht auf die große Genre-Revolution kommt gut, denn die Kraft von Noir Reva liegt im Wesentlichen. Man beschränkt sich auf die Post-Rock-Essenz, lässt die einzelnen Tracks wachsen, atmen und gedeihen. Narrativ anspruchsvolle Strukturen mit geschickt dosierten Wendungen und Eruptionen begleiten ein überaus feines Kleinod, in das man sich einfach verlieben muss.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.03.2020
Erhältlich über: Midsummer Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/noirreva
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