Void Of Sleep – Metaphora
Furcht, Hass, soziale Spannungen – drei Themenkreise, die sich in den letzten Monaten auf viel zu vielen Alben wiederfanden. Das spricht allerdings keineswegs gegen die Künstler, sondern gegen die finstere Gegenwart, nun mehr denn je. Auch Void Of Sleep zeigen sich nachdenklich, was aber gewissermaßen zum Sound des Quintetts passt. 2010 in Ravenna gegründet, verstehen sich die Italiener auf Progressive Sludge mit Rock-, Doom- und Metal-Untertönen. Nach mehrjähriger Studiofunkstille meldet sich die Band mit dem spannenden „Metaphora“ zurück.
Kurz nach dem Intro lauert der erste Monolith: Stolze elf Minuten nimmt sich „Iron Mouth“ Zeit, um reinen Wahnsinn zu verbreiten. Das klingt erst einmal anstrengend, funktioniert aber prima. Natürlich werden in den ersten Minuten Erinnerungen an Mastodon und Baroness, Könige des Prog-Höllenritts mit Extreme-Wahnnsinn, wach, die ruhigen und dennoch brodelnden Zäsuren im überlangen Mittelteil machen letztlich aber das Besondere dieses Songs aus. Zum Ende finden Void Of Sleep zurück zum Druck und packen eine Art Refrain aus, der sich nicht mehr aus dem Kleinhirn katapultieren lässt.
Tatsächlich war das nur eine von vielen Facetten dieser Platte – nicht nur, weil der ebenfalls die Zehn-Minuten-Marke knackende Rausschmeißer „Tides Of The Morning“ das Geschehen auf den Kopf stellt und von bärbeißigem Gekeife bis zu 70s-Prog-Soli so ziemlich alles abruft. Ein „Master Abuser“ legt die feine Klinke erst einmal komplett ad acta und wirft mit Trümmern um sich, welche „Modern Man“ in feinsinnige Melodiebögen und psychedelische Jam-Ansätze umdeutet. Hymnisch geht es auch in „Unfair Judgement“ vor sich, ein stellenweise radiofreundlich angehauchtes, dann wieder dezent zerstörerisches Kunstwerk.
Man merkt, dass bei Void Of Sleep neuerdings auch Mitglieder von Nero Di Marte mitwirken. Ganz so brachial und ausladend geht es bei den Herren aus der Emilia-Romagna zwar (noch) nicht zur Sache, die Mischung aus bleierner Schwere, wuchtiger Explosivität und feiner, epischer Klinge hat aber ebenfalls ihren Reiz. „Metaphora“ ist eine kurzweilige, überlange Herausforderung der eingängigen und doch dezent verstörenden Art, ganz dem Themenstrang der Lyrics folgend. Hochspannende Wendungen, ordentlich Wumms und cleveres Songwriting sorgen für ein mehr als spannendes Klangerlebnis der vertrauten, dennoch angenehm ungewöhnlichen Sorte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.03.2020
Erhältlich über: Aural Music
Facebook: www.facebook.com/Voidofsleep
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