Depravation – III: Odor Mortis
Die Welt an sich ist bereits hässlich genug. Braucht es da überhaupt noch Bands wie Depravation? Das Quartett aus Gießen vertont und vertextet den Status Quo auf unnachahmliche wie unnachgiebige Weise. Irgendwo zwischen Blackened Hardcore, Crust und Black Metal angesiedelt, spielten die Deutschen seit ihrer Gründung 2011 über 300 Konzerte in ganz Europa, klassisch DIY gehalten, und präsentierten zuletzt eine Split-Platte mit Ancst, ihre nunmehrigen Labelkollegen. Bei Lifeforce erscheint nun das neue Album „III: Odor Mortis“.
Ein Songtitel wie „Peitschenhieb“ könnte kaum besser gewählt sein. Hohes Tempo und krasses Gekreische treffen auf pure Düsternis und Lyrics, die für kalte Schauer sorgen. Der vertonte Verbrennungstod rumpelt ordentlich, schlägt aus und spielt sogar mit einer Prise Grind, bevor üble Black-Metal-Gewitter aufziehen – das schlägt durchaus aufs Gemüt. Zur Entspannung nimmt „Sickness“ über weite Strecken das Tempo zumindest einigermaßen raus. Dieser instrumentale Einschub, letztlich auf fast fünf Minuten ausgedehnt, spielt mit apokalyptischen Schemata und drückt in der zweiten Hälfte das Gaspedal ordentlich durch.
In weiterer Folge ergibt sich ein überaus abwechslungsreiches wie unnachgiebiges Werk. Da wäre beispielsweise die pure Bosheit von „The Endless Night“, immer wieder ausrastend und um sich schlagend, die High-Speed-Dreckschleuder „Casting Fear“ oder das überaus wichtige „Beug Dich“, eine brachiale Abrechnung mit hasserfüllter Gewaltbereitschaft. Einzig der Rausschmeißer bricht mit dem übrigen Geschehen. „Nothingness“ nimmt Tempo und Intensität komplett raus, setzt dafür auf weitestgehend klare Gitarren und ebenso klaren Gesang. Doomig-schaurig schallt es aus den Boxen, etwas an die ersten entsprechenden Experimente von Napalm Death erinnernd.
Herrlich abstoßend und deswegen so berührend: Hinter dem musikalischen Folterknecht stecken gute Texte, die sich dem Klangbild anpassen und bei genauerer Beschäftigung zusätzliche Bedeutungsebenen freilegen. „III: Odor Mortis“ riecht tatsächlich nach Verwesung und erlebt diese im Zeitraffer, nimmt ein wenig Apokalpyse mit und bohrt sich in faulige Wunden. Depravation verdienen offene Ohren und verlangen gute Nerven – eigentlich ein okayer Tausch.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.04.2020
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)
Website: www.depravationkills.com
Facebook: www.facebook.com/depravationkills
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