Hills Like White Lions – Hills Like White Lions
Was – oder, besser gesagt, wer – sind Hills Like White Lions? Drei Amstettener begeben sich unter diesem Namen auf eine emotionale Reise durch Raum und Prog. Euphorie und Melancholie ergeben für Florian Wagner, Alexander Augustin und Hannes Lettner ein buntes, emotionales Bouquet; so auch im Artwork verankert. Musikalisch versteht man sich auf moderne Prog-Komplexität mit wüster Extreme und ganz feiner Klinge, das berühmt-berüchtigte Post-Präfix stets im Blick. Das Debütalbum heißt schlicht und ergreifend „Hills Like White Lions“, ist aber alles andere als einfach gehalten.
Dem eröffnenden „Sonnentau“ wohnt ein stürmisches Herz inne, welches sofort in mehrere Richtungen gleichzeitig drängt. Die ersten zwei Minuten bemühen sich um nervöses Vorgeplänkel, danach erfolgt der sukzessive Aufbau über Distortion mit kraftvollen, klagenden Vocals und kleinen Zwischensprints, gekonnt mit pointierten Zäsuren verwoben. Ein gewisses Kribbeln entsteht, nicht zum letzten Mal werden Erinnerungen an Disillusion wach. „Steep“ nimmt diesen wuchtigen Höhepunkt in media res mit und legt gleich mehrere furiose Druckwellen frei. Selbst in den gemächlichen, beinahe flüsternden Pausen befindet sich der Song in steter, aufwühlender Bewegung.
Eben jene konstante Unruhe der emotionalen Schönheit macht Hills Like White Lions so spannend. In jeder Sekunde passiert etwas, wenn auch in manchen Fällen nur per Kopfhörer erkennbar. Das schroffe Aufbäumen von „Flower Garden“ reißt mit, Harmonien und Double-Bass-Salven torpedieren den Exkurs jeweils auf gar unterschiedliche Weise. „Cave“ schielt zwischenzeitlich gen Gojira-Groove, lässt monolithische Aufbauten das Heft in die Hand nehmen und entlädt sich in brachiale Melodik. Das gelingt auch „Float“ gar hervorragend. Hier wagt sich das Trio an deutlich post-metallischere Klänge, an wütenden Druck, an leidenschaftliche Erhabenheit.
Leckerbissen über Leckerbissen begleitet diesen Einstand. Hills Like White Lions lieben die extremere Seite des Genres, ohne dabei die filigrane Melodik und gekonnte Wechselhaftigkeit der Pioniere zu ignorieren. Ihr Debüt ist harsch und schroff, bezaubernd und getragen, episch und brutal schön. Zwischen konstanter Unruhe und gezielter Bewegung ergibt sich ein emotionaler Malstrom, der seinesgleichen sucht – ein im besten Sinne aufwühlendes Happening und zugleich ein kräftiges Statement einer überaus spannenden Band. Hills Like White Lions darf man nach diesem Leckerbissen auf keinen Fall aus den Augen verlieren.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.05.2020
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/HillsLikeWhiteLionsMusic
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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