Astillane – Dreaming

| 18. Juni 2020 | 0 Comments
Astillane

(c) Yakob Aziz Ko

Das westfälische Münster ist Heimat einiger Schwergewichte von Long Distance Calling bis Helrunar. In diese Riege wollen Astillane irgendwann vordringen. Erst vor zwei Jahren gegründet, ist man stilistisch allerdings Welten von den beiden erwähnten Bands entfernt. Das Quintett versteht sich auf melodischen Hardcore und Metalcore mit brachialer Härte, himmlischen Melodien und pointierten Breakdowns. Ihre EP „Dreaming“ erscheint nun in Eigenregie.

Der Titelsong eröffnet die Platte und zeigt sogleich, wohin die Reise geht. Unterschwellige elektronische Einflüsse entstellen das Arrangement gekonnt, ein Hauch von Sehnsucht umweht die eigentlich knüppelharten Strophen, nur um am Höhepunkt eingängigen Klargesang auszupacken. Das liest sich natürlich ein Stück weit formelhaft, brennt sich dafür binnen Sekunden ein. „Broken And Mended“ wirkt zunächst direkter und scharfkantiger, setzt dafür gleich mehrere unerwartete Breaks zwischen Flüstertüte und großem Einfühlungsvermögen. Kaum fühlt man sich in emotional aufgeladenen Post-Hardcore-Gefilden wohl, drückt die nächste Dampfwalze gegen eine imaginäre Wand.

„Boston“ fasst diese EP wohl am besten zusammen, pendelt zwischen beißender Härte und hymnischer Eingängigkeit. Zwischenzeitlich sacken Astillane in sich zusammen, bemühen sich um gemächlichen Wiederaufbau mit synthetischer Schlagseite, nur um wie Phönix aus der Asche zu steigen. Sollte das zu brav sein, will „Breathing Under Water“ auf den Plattenteller gepackt werden. Obwohl es abermals zwischenzeitlich melodisch wirkt, schafft es das Quintett, die Schlagzahl kontinuierlich zu erhöhen. Hier knüpft „Ghosts“ gekonnt an mit seinem locker-flockigen Break, während der Rausschmeißer „Two Worlds Collide“ zunächst vorsehbare Strukturen ad absurdum führt und danach wiederholt kleinere Überraschungen auspackt.

Natürlich ist das, was Astillane auf ihrer ersten EP abziehen, zu einem gewissen Grad vorhersehbar, aber eben nicht nur. „Dreaming“ bedient vertraute, stellenweise ausgelatschte Hardcore- und Metalcore-Pfade mit Wucht, Dynamik und Feingefühl, nur um durch synthetische Einflüsse und durchaus wechselhafte Breaks frischen Wind in die Angelegenheit zu bringen. Hier zeigen sich große, clevere Ideen für eine goldene Zukunft abseits etatmäßiger Breakdown-Hymnen – ein Debüt, das jede Beachtung verdient hat.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.06.2020
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Facebook: www.facebook.com/Astillane

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Category: Magazin, Reviews

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