Vampire – Rex
Erneut entsteigen Vampire ihrem modrigen Keller, um Death Metal der etwas anderen Art loszutreten. Das Quintett aus Göteborg hält nichts vom klassischen Melodic-Sound ihrer Heimatstadt, sondern widmet sich thrashigen, apokalyptischen und klassischen Gefilden – tiefschwarz in der Atmosphäre, durchaus episch in der Ausführung. Musikalisch hörbar in den 1980ern angesiedelt, widmen sich die Lyrics von „Rex“ den 1890ern und zerlegt das Streben des modernen Menschen mit der Feder alter Dichter.
Der schimmelnde Schalk lacht aus dem Nacken, wenn der Titelsong nach einem kurzen Intro lossprintet. Wütender Death-Thrash, Hand of Dooms furios ausgepuckte Vocals und gekonnt ranzige Untertöne paaren die Atmosphäre von Mercyful Fate mit frühen Slayer und Possessed. In der zweiten Hälfte wird es eine Spur gemächlicher und melodischer – wie später auch in „Wiru-Akka“, das bereits vor geraumer Zeit in einer Rohversion seine Runden machte. Der finale Feinschliff bekommt vor allem dem erhabenen Mittelteil gut und lässt den Track kompakter, wie aus einem Guss wirken.
In der zweiten Albumhälfte leben Vampire ihr Faible für ausladenden Death Metal aus. „Anima“ bleibt langsam, ohne gen Doom abzudriften, und schreitet erhobenen Hauptes gen sicheren Untergang. Die dichte, beklemmende Atmosphäre bekommt dem Track gut, das Arrangement ist hörbar an alte Iron Maiden– und Metallica-Platten angelehnt. Die dicken, teils mehrstimmigen Melodien von „Moloch“ nebst thrashigen Untertönen docken ebenfalls an besagte Urgesteine an, ohne jedoch den typischen Sound der Schweden zu vernachlässigen. „Melek-Taus“ mit seinem wütenden Rumpeln, von hymnischen Passagen durchzogen, bringt das gefühlte Sitzen zwischen den Stühlen wohl am besten auf den Punkt.
Auf „Rex“ wachsen Vampire weiterhin organisch und zeigen sich vor allem im Songwriting noch stärker, noch wandlungsfähiger. Das epische Andocken an den großen Metal-Bands der 80er Jahre bekommt den Schweden gut, ebenso die gelegentlichen Querverweise auf das Frontale ihrer bisherigen Releases. Evil ist hier jede Note, Härte wird laufend neu definiert – ein hochspannendes, zuweilen gekonnt unorthodoxes Werk, an dessen spielfreudiger Eigentümlichkeit man sich einfach nicht satt hören will.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.06.2020
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/vampiretheband
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