Be Well – The Weight And The Cost
In den 90ern legte Brian McTernan mit Battery einige Straight-Edge-Leckerbissen vor, nach der Auflösung produzierte er unter anderem legendäre Platten ebenso legendärer Bands wie Thrice, Hot Water Music, Turnstile und Circa Survive. Als sich das Unterfangen als Verlustgeschäft erwies, nahm er eine leitende Tätigkeit in einem Bauunternehmen an und sah sich erstmals mit verdrängten Problemen psychischer Gesundheit konfrontiert. Diese erhalten, nach einer kurzzeitigen Battery-Reunion, nun neuen Ausgleich. Gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Darkest Hour, Bane und Fairweather wurde Be Well ins Leben gerufen, „The Weight And The Cost“ ist ihr Debütalbum.
McTernan und Co. bleiben ihren Hardcore-Wurzeln treu, bloß nun eine Spur melodischer, punkiger und rockiger. Oben drauf setzt es betont persönliche Texte, die sich auf Ursachensuche begeben. Woher kommt der Schmerz, der den Frontmann unter anderem in einen unkontrollierten Malstrom der Depressionen wuchtete? Diese Reise ist finster und unbequem, zugleich aber sehr inspirierend. Sie mündet in „Confessional“ mit der bewegenden Zeile „One day I’ll be better, I hope that you never feel as lost as I do today“. McTernan widmet den Track seiner Tochter in der Hoffnung und bemüht sich, sein Leben in den Griff zu bekommen. Die melodische Kante im Refrain ist ein willkommener Begleiter dieses ungemein persönlichen Songs, der schon mal an Boysetsfire erinnert.
„The Weight And The Cost“ lässt sich zu keiner Zeit auf eine bestimmte Hardcore-Spielart festlegen und ist gerade deswegen so gut. Ruppige, schroffe Sprinter – „Morning Light“ und „Each Passing Day“ drängen sich samt punkigen Untertönen förmlich auf – attackieren sämtliche Sinne gleichzeitig, doch auch im Langformat überzeugen Be Well. Ihr „Magic“ tritt überlebensgroße Druckwellen los und nähert sich dem Rock Bottom zwischen Beziehungsende und depressiver Selbstzerstörung. Jede Zeile – es geht um McTernans Hoffnung, seiner Tochter nicht die selbige psychische Vorbelastung vererbt zu haben – verursacht Gänsehaut.
Auch ohne Blick auf die Texte eine packende Erfahrung, hievt McTernans schonungslose Ehrlichkeit ein ohnehin exzellentes Album auf ein neues Level. „The Weight And The Cost“ mit einem Lyric-Sheet zu verfolgen, ist definitiv eine schwere, unbequemene, frustrierende Erfahrung. Und doch hofft man stets, dass dieser Ansatz therapeutische Wirkung entfalten möge. Zumal Be Well – der Name ist hoffentlich Programm – sich mit einer quirligen und doch schwerfälligen Platte festbeißen. Zwischen punkigem Hardcore-Sprinter, Post-Emotionalität und melodischer Kante erfüllen sich die Erwartungen der ersten Single aus dem Vorjahr definitiv. Selten waren kalter Schweiß und nervöse Ganzkörper-Gänsehaut so willkommen und begeisternd.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 21.08.2020
Erhältlich über: End Hits Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/bewellhc
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