Entropy – Liminal

| 17. August 2020 | 0 Comments
Entropy

(c) Patrick Runte

Die Jugend in Emo-Bands verbracht, danach Job und vermeintliches Erwachsenenleben – die Musik spielte in Hans Freses Leben ein gutes Jahrzehnt keine nennenswerte Rolle. Und dann kam eine Fülle an Ideen, teils bereits seit Teenagerjahren mitgetragen. Plötzlich stand ein Riff-Bouquet zwischen Alternative Metal, Rock, angepopptem Stoner-Sludge und Shoegaze bereit, eingängig und doch melancholisch. Da musste doch wieder eine Band für her… die heißt Entropy und debütiert nun mit „Liminal„.

Themen wie Körperlichkeit, Krankheit, Hoffnung und innere Konflikte, auf literarischen wie persönlichen Erfahrung basierend, säumen diese elf Tracks. Das eröffnende Powerhouse „Terminal (adj.)“ zeigt recht gut, worum es geht. Entropy springen arschlings an mit einer dicken Riffwand, die ein wenig an Torche erinnert, ohne sich komplett in Sludge-Untiefen zu vergraben. Hat sich das Muskelspiel mit Helmet-Untertönen erst einmal breitgemacht, bricht ein pipifeiner, unverschämt eingängiger und doch so aufwühlender Chorus aus dem Track heraus. Alles klingt für wenige Momente eitel und heiter Sonnenschein, darunter brodelt die Unruhe der verzweifelten Selbstzerstörung jedoch gewaltig.

Der doppelte Boden ist das beste Pferd im Entropy’schen Stall, verbreitet unbequeme Harmonie. Wie „February 20, 1974“ seine Schwingen ausbreitet und in konstanter Aufbruchsstimmung verharrt, während zuckersüßer Charme gegen Rastlosigkeit ansingt – traumhaft und zugleich in manchen Momenten ein dezenter Verweis an die Emo-Vergangenheit. Das gilt – auf Raten – auch für das muskulöse „The Enemy Doesn’t Sleep“. Wuchtige Alternative-Power und druckvoller Donnerhall mischen mit. „Knausgardian“ sucht scheinbar endlos weiter, bevor das „Age Of Anxiety“ einen Hauch frühe Foo Fighters in den schwerfällig-poppigen Mix einbringt.

Meist bleibt nur, sich einfach treiben zu lassen und zu genießen. Entropy breiten ihre Schwingen aus, zerren in mehrere Richtungen zugleich, glänzen durch eindrucksvolles Händchen für große Melodien und lassen doch immer wieder kleine Kurswechsel, mehrere Bedeutungsebenen, geschickte Stilbrüche zu. Diese Schwellen trägt der Albumtitel bereits mit, und zwar erhobenen Hauptes bei gleichzeitiger Niedergeschlagenheit. Auf dass Freses Riff-Freudigkeit erhalten bleibt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.08.2020
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)

Facebook: www.facebook.com/entropyexists

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Category: Magazin, Reviews

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