Orbit Culture – Nija
Modern-Metal-Hoffnungsträger gesucht? Hier sind Orbit Culture. Das Quartett aus Eksjö in Südschweden gibt es bereits seit einigen Jahren, zwei Alben und diverse Kleinformate – vornehmlich in Eigenregie veröffentlicht – sowie ein paar Line-up-Wechsel stehen bislang zu Buche. Musikalisch irgendwo zwischen Thrash, Death, Melodic und Core verhaftet (als Vergleiche werden unter anderem Trivium und Architects genannt), bündeln Orbit Culture diese und weitere Einflüsse auf „Nija“, ihrem bislang stärksten Album.
Die wütenden Drumsalven des Openers „At The Front“ verheißen nichts Gutes. Harsche Gitarren bäumen sich auf, dann setzt die forsche Strophe mit wuchtigem Death Metal, tiefer gestimmten Gitarren, angedeuteten Breakdowns und Growls ein. Aus dem Nirgendwo taucht ein hymnischer, hoffnungsvoller Refrain mit Klargesang auf. Das liest sich nach Metalcore Schema X, wird jedoch durch Gangshots, ein wenig Industrial-Gebrumme sowie wütendes Gestampfe durch den skandinavischen Norden aufgelöst. Genau diesen Spagat zwischen Tradition und Moderne wagt das folgende „North Star Of Nij“ und zeigt den offenkundigen Trivium-Einfluss stärker denn je auf. Orbit Culture fahren die Ellenbogen aus und verkehren das feiste Death-Thrash-Gebräu zum großen, melodischen Hymnenabräumer.
Zwischen Pit, Extreme und angedeutetem Singalong nehmen die jungen Schweden alles mit. Von Berechenbarkeit ist hier allerdings nichts zu merken, und genau das macht dieses dritte Album so erfrischend. In „Mirrorslave“ stellen Orbit Culture die Formel mal eben auf den Kopf. Die gesamten fünf Minuten bleiben bedrohlich und ungemütlich, das beinahe maschinelle und doch konzentrierte Stampfen – Mnemic-Core, wenn man einen Namen für das Biest sucht – und die geschickt gesetzte harmonische Abrissbirne bringen alles mit. In seiner zerstörerischen Erhabenheit dockt „Rebirth“ sogar bei diversen progressiven Death- und Black-Größen an, nur um doch immer wieder zur packenden, alles überstrahlenden Melodie zurückzufinden. Borknagar treffen Killswitch Engage, wenn man so will, und das sogar richtig stark.
Die Kunst von „Nija“ liegt in der berechenbaren Unberechenbarkeit – ein besonders schöner und doch trefflicher Widerspruch in sich. Gewisse Ankerpunkte sind fast immer vorhanden, wohl in wechselnder Zusammenstellung, und doch fasziniert, wie Orbit Culture die einzelnen Bausteine immer wieder neu zusammensetzen, urplötzlich in gänzlich andere Welten abdriften und im richtigen Moment doch wieder eine gewaltige Melodie, einen feisten Stomper, pure Wut auspacken. Dieses etwas andere und gerade deswegen so spannende Modern-Metal-Album verdient sich jede Aufmerksamkeit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.08.2020
Erhältlich über: Seek & Strike (Membran)
Website: www.orbitculture.com
Facebook: www.facebook.com/OrbitCulture
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