Ambassador – Care Vale
Hochspannung mit Schönheitsfehlern – das Debütalbum von Ambassador war eine interessante, wenngleich etwas unterproduzierte und dünne Angelegenheit. Zwei Jahre sind seit „Belly Of The Whale“ vergangen, von Wechseln im Line-up und frischen Ansätzen geprägt. Der Nachfolger wurde in nur zwei Tagen unter Live-Bedingungen eingespielt und professionell gemastert. Genau das ist „Care Vale“ anzuhören – der Mix aus Dark Rock, Alternative Metal und Post Punk klingt deutlich stärker.
Das US-Quartett geht es dieses Mal in vielerlei Hinsicht kompakter an – nur sechs Songs, nur knapp 32 Minuten Spielzeit, ein paar Ausschweifungen weniger. Offensichtlich scheint die Formel zu stimmen, denn die Tracks langen ordentlich zu. Bereits im eröffnenden „Colonial“ ergeben sich packende Spannungsbögen, wenn Gabe Vicknairs bedrohlicher, bedeutungsschwangender Gesang mit einem Sound zwischen Rock und Metal kollidiert. Bleinere Schwere liegt in der Luft, kurze Momente geradezu himmlischer Harmonie im Mittelteil können nicht über die Wucht dieses Tracks hinwegtäuschen. Und doch umweht eine gewisse Leichtigkeit diesen Opener, ein klein wenig an Tool’sche Atmosphäre erinnernd.
Zwischen den Stühlen fühlen sich Ambassador eben besonders wohl und wollen sich nicht so recht auf eine Spielart festlegen. Der Titelsong „Care Vale“ bildet zumindest über weite Strecken eine Ausnahme mit deutlich nachdenklicheren, semi-balladesken Tönen, bevor es zum Schluss hin doch wieder kraftvoller wird. Ansonsten bewegen sich die Herren aus Louisiana vor allem im wuchtigen Midtempo-Bereich mit düsteren Gesten und narrativer Intensität – „Subterfuge“ bringt dies in seiner zwischenzeitlichen Wucht ebenso auf den Punkt wie der harmonische Hauptteil von „Spasma“, der stellenweise fast schon nach Rock-Radio klingt.
Obwohl sich am Songwriting eigentlich nicht so viel geändert hat, klingen Ambassador über weite Strecken wie eine andere Band. Natürlich hilft der deutlich kraftvollere, dynamischere Sound diesem Eindruck, doch das insgesamt kompaktere Auftreten mit stärkeren, spannenderen Übergangen bekommt dem Quartett ebenso. Auf „Care Vale“ lösen die US-Amerikaner endlich sämtliche Versprechen ein und liefern hymnische Finsternis mit ordentlich Wumms und packender, im besten Sinne beklemmender Atmosphäre – ein hervorragender Schritt in die richtige Richtung einer nach wie vor hochspannenden jungen Band.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.09.2020
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/AmbassadorTheBand
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