Mastodon – Medium Rarities
Ihren 20. Bandgeburtstag haben sich Mastodon gewiss anders vorgestellt. Nichts ist es mit der erhofften großen Tour geworden, stattdessen hält man sich vornehmlich zuhause auf und geht mit gebührendem Abstand immer mal wieder ins Studio. Ein kleines Geschenk macht sich das Quartett dennoch: Auf „Medium Rarities“ sammeln Mastodon sechzehn, nun ja, Raritäten aus zwei packenden, gemeinsamen Jahrzehnten. Selbst ein brandneuer Song hat es auf diese Compilation geschafft.
Besagter Track heißt „Fallen Torches“ und hätte eigentlich schon im vergangenen Jahr erscheinen sollen, bevor der Tod von Manager Nick John und die anschließenden Charity-Aufnahmen für eine Krebsforschungsorganisation verständlicherweise dazwischenkamen. Der gemeinsam mit Scott Kelly von Neurosis aufgenommene Track entpuppt sich als wütendes, schroffes Biest mit eingängigem Auge des Sturms – ein vertrautes Motiv, das ein wenig an die „Blood Mountain“-Ära erinnert. Die zweite Granate folgt direkt im Anschluss: „A Commotion“, im Original von Indie-Musikerin Feist, wird zur schlammigen, anderweltlichen Erfahrung mit proggigen Untertönen. Diese gekonnte Entfremdung macht Laune.
Der Rest der Compilation setzt sich aus weiteren Cover-Versionen, Live-Mitschnitten, Instrumentals und Soundtrack-Beiträgen zusammen. Zu letzterer Kategorie zählt der kurze Hassbrocken „Cut You Up With A Linoleum Knife“, aufgenommen für die kultige Animationsserie „Aqua Teen Hunger Force“. Der ruppige Sludge-Thrasher samt Fistelgesang unterhält. Stark auch „Atlanta“, ein Record Store Day-Release. Der Höllenritt mit Gibby Haynes von den Butthole Surfers entführt direkt in Jesus‘ Hotrod. Einige Türen weiter covern Mastodon das Metallica-Instrumental „Orion“ – handwerklich exzellent, aber doch mehr oder minder eins zu eins nachgebaut. Die herrliche Psych-Entgleisung „A Spoonful Weighs A Ton“, im Original von den angenehm weirden Flaming Lips, kann da schon deutlich mehr.
Sonderliche Überraschungen darf man sich von „Medium Rarities“ nicht erwarten. Die Live-Versionen tanken sich durch sämtliche Karrierephasen (gerade „Blood & Thunder“ haut rein), die Instrumentals zeigen, wie detailliert so manche Wuchtbrumme hinter den ansonsten so beißenden Vocals tatsächlich arrangiert wurde, und die weiteren Raritäten – hier sei das mystische „White Walker“ vom „Game of Thrones“-Soundtrack noch erwähnt – schlagen so und so ein. Wer noch nicht genug haben sollte, findet auf dem kürzlich erschienenen Soundtrack zur Bill & Ted-Neuverfilmung einen weiteren, ganz neuen Track. Mastodon liefern eine etwas andere Werkschau für Sammler, ein Dankeschön an die Fans und zugleich ein sympathisches kleines Lebenszeichen aus dem Nirgendwo. Auf zwanzig weitere Jahre!
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.09.2020
Erhältlich über: Reprise Records (Warner Music)
Website: www.mastodonrocks.com
Facebook: www.facebook.com/Mastodon
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