Armored Saint – Punching The Sky
Armored Saint überstürzen nichts. Sie lassen sich prinzipiell Zeit mit den Aufnahmen, tauchen gelegentlich für mehrere Monate, sogar Jahre unter, nur um aus dem Nirgendwo mit einem neuen Kraftakt zurückzukehren. Aktuell befinden sich die 1982 (!) gegründeten Metal-Veteranen in einer Art Fünf-Jahre-Rhythmus, denn so viel Zeit lag jeweils zwischen „La Raza“, „Win Hands Down“ und dem brandneuen Werk. Für Frontmann John Bush klingt „Punching The Sky“ nach einer typischen Armored Saint-Platte, die dennoch fest im Hier und Jetzt verankert ist. Das lässt sich so unterschreiben.
Ein muskelbepackter One-Two-Punch im ausladenden Format eröffnet die neue Platte. „Standing On The Shoulders Of Giants“ lässt es gemütlich angehen mit einem folkloristischen Intro und einer klaren Gitarre, erst nach einer knappen Minute leiten Drums und Vocals den Aufgalopp ein. Der entspannte Einstieg bekommt dieser XXL-Hymne allerdings bestens. Treibende Strophen, hymnischer Refrain und großartige Soloarbeit geben sich die Klinke in die Hand. Danach erhöht „End Of The Attention Span“ die Schlagzahl ein wenig und packt zarte Thrash-Untertöne in den Mix, ohne sich selbst zu überschlagen. Selbst mit etwas mehr Drive und Kante bleibt der Song doch urtypisch Armored Saint, brennt sich mit einer wunderbaren Gesangsmelodie sofort ein und lässt sich binnen kürzester Zeit mitträllern.
Wer auf Überraschungen oder Experimente wartet, dürfte enttäuscht werden, aber hätte es das wirklich gebraucht? Das angenehm knorrige „Bark, No Bite“ fällt noch am ehesten aus dem Rahmen. John Bush wirkt in Bridge und Chorus direkt grantig, knurrt ein wenig und leitet in eines von mehreren pointierten Gitarrensoli. „Do Wrong To None“ baut mit einem weiteren überlangen Intro Druck auf, bemüht sich ebenfalls um verhältnismäßig beißende Härte und breitet schließlich eine weitere himmlische Melodie aus. In der Halb-Ballade „Fly In The Ointment“ übertreibt man es vielleicht mit den reduzierten, beinahe seichten Strophen, doch kann ein weiterer großer Refrain das Geschehen retten. Schließlich nimmt der abschließende Dampfhammer „Never You Fret“ nochmals Fahrt auf und breitet aggressive Speed-Metal-Schwingen aus – der nächste Leckerbissen.
Vertrautete, etablierte Klänge mit moderner Schlagseite: „Punching The Sky“ hat keinen Bock auf revolutionäre Überraschungen, verzichtet ebenso auf lahmen Stillstand. Somit klingen Armored Saint wie Armored Saint, bloß mit einem dezenten Update. Mehr braucht es tatsächlich nicht, denn bis auf seltene brave Momente („Fly In The Ointment“ kommt nicht so ganz aus dem Quark) sind diese 53 Minuten ein absoluter Volltreffer. John Bushs hymnischer Gesang, eine peitschende Rhythmusabteilung und schneidende Gitarren zwischen Rockhymne und metallischer Heavy-Energie zünden immer. Wie schon bei den Vorgängern wartet man gerne auf so ein Album.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.10.2020
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.armoredsaint.com
Facebook: www.facebook.com/thearmoredsaint
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